Im Krankenhaus.

Beidseitig, sage ich. Die Dame an der Rezeption schaut auf. Ich kenne diese Reaktion schon. Auch die medizinische Assistentin ist irritiert und fragt nach, ob eine beidseitige Mammographie gemacht werden soll. Das mache Sinn, antworte ich, und frage mich, ob man die Überweisung und den von mir ausgefüllten Fragebogen nicht angeschaut hat. Beidseitig Brustkrebs. Beidseitige Mammographie. Danach geht es zur Radiologin zum Ultraschall: die zwei kleinen Knoten sind auszumachen, die sich schon seit der Strahlentherapie im linken Narbengebiet befinden und ungefährlich sind. Es ist alles ok. Wer denn operiert habe, fragt sie noch, auf der rechten Seite sei keine Operationsnarbe auszumachen – dabei habe ich dort sogar zwei Narben. Das fände ich auch ziemlich cool, dass man dort nichts sehen könne, Prof. Dr. M. werde ich ewig dankbar sein. Nicht nur ob des guten OP-Ergebnisses, sondern vor allem für die richtigen Worte im richtigen Moment.

Vom Erdgeschoss gehts in die Dachstube zum nächsten Termin, diesmal bei der Gynäkologin.
Zum ersten Mal registriere ich, obwohl ich schon so oft hier war, dass man vom Wartezimmer auf den neuen Teil des Gebäudes schaut: eine Ärztin sitzt am Schreibtisch, eine Frau mit Mütze ist beim Arztgespräch, zwei weitere Frauen bekommen gerade ihre Chemo mit Kühlkappe. Ich sehe sie nur aus der Ferne, bin ihnen aber emotional sehr nah: ich fühle mit ihnen, und gleichzeitig bin ich dankbar, dass ich mit zwei blauen Augen davongekommen bin.

Frau Dr. Z. kommt ins Wartezimmer und holt mich ab. Wer schon so früh aus der Radiologie zurück ist, der komme hier auch gleich früher dran. Sie untersucht mich nochmal sehr genau, freut sich mit mir über die Ergebnisse und die gute Optik, um dann ungläubig zu schauen. Das Basecamp sei aber sehr hoch gelegen, sagt sie, als ich ihr erzähle, dass ich jetzt mehrere Asienreisen vor mir habe und nicht sicher sei, wie ich mit der Tamoxifen-Einnahme verfahre, sollte es Magenbeschwerden oder Übelkeit geben (Antwort: einfach weiter einnehmen). Ich erkläre zum x-ten Mal, dass ich nicht klettern werde und es ja eine Akklimatisierung in Lhasa gebe – allerdings läge das auch schon auf 3.600m. Aber ich jetzt alles mache, was ich machen möchte. Vermutlich bin ich etwas extrem mit Reisen in die Antarktis und zum Everest, aber es ist das, was ich will.

Wir legen den nächsten Nachsorge-Termin zwischen die beiden anstehenden Asienreisen, dann mache ich mich auf ins Schwimmbad. Ich ziehe draußen meine Bahnen, bin dankbar und fröhlich, schenke mir unterwegs noch einen Blumenstrauss und beschliesse, den Nachmittag mit einem Prosecco an der Elbe zu verbringen, bevor ich dann angeheitert zur Meditation gehen werde.

1 Jahr und 5 Tage krebsfrei. Das Leben ist schön.

18 Gedanken zu “27.3.2018

  1. Ein schöner Tag, mit einem schönen Ergebnis. Ich freue mich für Dich und wünsche dir noch viele schöne Reisen, Eindrücke und nette Menschen.
    Zum Wohl! 😉
    Liebe Grüße
    Anke

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  2. Ich finde es beeindruckend, dass Du auch machst was Du wirklich willst. Auch extreme Dinge, wie Apfelkuchen mit Prosecco 😉
    Bin gespannt auf deinen Bericht vom Himalaja und wünsche Dir einen tollen Trip. LG

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    1. danke, sehr gelacht!Ein Glas Prosecco ist schon abenteuerlich 😂 (allerdings trinke ich wirklich selten Alkohol) grad überlegt, ob ich wirklich zur Meditation gehe, nach dem Alkohol 🤪

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    2. 🙂 extrem finde ich eher die Kombination Apfelkuchen und Prosecco. Ich bin da eher konservativ und nehme einen Kaffee zum Kuchen, also kein bisschen Abenteuerlustig. LG

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  3. Freut mich dass mein Daumendrücken geholfen hat.
    Wie werden bei Deinen Kontrolluntersuchungen eigentlich Metastasen ausgechlossen ?

    Ich hab`auf den verschiedenen Krebsblogs gelesen, dass das je nach Brustzentrum unterschiedlich gehandhabt wird. Manche bekommen ein mal im Jahr, auch ohne verdächtige Beschwerden ein Kontroll Ct , andere nur die Tumormarker alle 2 Monate untersucht und wieder andere gar nichts außer Röntgen der Brust.

    FInde das irritierend dass es da offensichtlich keine allgemeingültigen Leitlinien gibt.

    LG

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    1. meine 5 entnommenen Lymphknoten waren nicht befallen und die Tumore gut differenziert – deshalb gehen die wohl nicht von Metastasen aus. Sprich es gab Mammographie, Ultraschall und Abtasten. Aber Du hast Recht, das wird wohl überall anders gehandhabt. Ich vertraue mal meinem Mammazentrum (die sind schon top qualifiziert und führend in Deutschland, neben dem in München, soweit ich weiss)

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