Prolog
Ich hab einen Bluterguss im Auge, sage ich zu meinem Kollegen. Erschreckt schaut er auf, ich lache. Gestern war ich – Premiere – beim PCR-Test, der von ihm mit einem bedrohlichen „die stechen Dir von innen ins Auge bis ins Hirn“ und „man muss sich fast übergeben“ angekündigt wurde. Der Kollege ist Profi in Sachen PCR-Test und hatte mich verunsichert. Es war nicht annähernd spektakulär.
Ich prüfe die Unterlagen, die ich für die Reise zusammengestellt habe:
– Impfbescheinigung ✔️
– PCR-Zertifikat ✔️
– Gesundheitsformular ✔️
– Bestätigung meiner Auslandskrankenversicherung über die Übernahme sämtlicher Kosten im Krankheitsfall ✔️
– Einreisedokument für Jordanien mit QR-Code ✔️
– Flugtickets ✔️
…und das Visum sowie einen weiteren PCR-Test gibt es bei der Ankunft in Amman.
Amman, Akaba, Gerasa, Totes Meer, Petra, Wadi Rum, Rotes Meer, Mosaiken, Paläste, Moscheen, Wüste, Beduinen, Kamele, Jeeps, Zelte, Sand und Sonne…das klingt alles nach Tausendundeiner Nacht. In den Sand werde ich die Füsse stecken, den Kopf natürlich nicht.
Ich habe mich nicht auf die Reise vorbereitet – das tue ich eigentlich nie – ursprünglich sollte es ja nach Nepal gehen, dann auf den Nil, und nun ist es Jordanien geworden. Ich lasse mich gern ins Abenteuer fallen und überraschen, da bin ich tiefenentspannt. Ich plane nur das Drumherum: die ganzen Dokumente parat zu haben, den Koffer zu packen, den Kühlschrank aufzuräumen, noch eine Überweisung zu tätigen, Zertifikate in der kleinen chinesischen Post ausdrucken zu lassen, die Apotheke aufzusuchen, das Taxi für den frühen Morgen vorzubestellen, die Wohnung aufzuräumen und ein letztes Mal zum Schwimmen zu gehen.
Voll ist es am Mittwochmorgen im Aussenbecken des öffentlichen Bades; im Zickzackkurs treffe ich auf Hyazinth, den kleinen Spanier, der mir das letzte Mal im Lockdown in Planten un Blomen über den Weg gelaufen ist und auf das Gelbkäppchen, das ebenso häufig wie ich im Wasser anzutreffen ist. Auf der inneren Aussenbahn ist wieder die sture Rückenschwimmerin unterwegs, ansonsten fühle ich mich an die Bilder der Budapester Thermalbäder erinnert, in denen sich die Menschen träge auf dem Wasser treiben lassen.
Auf dem Wasser werde ich mich in einigen Tagen auch treiben lassen, nämlich auf dem Toten Meer, diesmal aber nicht auf der israelischen sondern auf der jordanischen Seite.
Ich mache mich auf den Weg.
Tag 1 nur ein kleines Resumee nach drölfzig Stunden Anreise
Bin mit der turkmenischen Fussballnationalmannschaft im Fahrstuhl gefahren. Und mit den Palästinensern. Schnelle Anfreundung. Gisela, 83 Jahre, habe ich in der Bar gelassen. Karla war auf ner Flussfahrt in Indien, die Vögel haben im Speiseraum in der Deckenleuchte genistet Also in Indien. Nicht hier. Das Buffet beim Dinner war sehr gut. Hummus geht immer. Die Reiseleitung hat sich rückversichert, dass ich als Vegetarier (melde mich immer als Vegetarier an) etwas zu essen gefunden habe. Hab ich. Das ist der Blick aus dem 13ten Stock auf Amman. Jetzt gehe ich in mein wunderbares Boxspringbett. Und morgen geht es nach Gerasa.
Ach ja. Im Flieger mussten weitere Dokumente für die Einreise ausgefüllt werden. Die Fluggäste waren unwillig. Man habe doch schon ähnliches mehrmals ausgefüllt. Ansage aus dem Cockpit. Alle haben die Formulare auszufüllen (die ersten Passagiere mussten ja schon in Wien wegen fehlender PCR-Tests zurückbleiben). Bei Einreise schleppt jeder die Akten in der Hand. Was müssen wir davon vorzeigen: den Reisepass und den QR-Code.
Tag 2
Verwirrung mit der Zeitumstellung. Ist uns Jordanien eigentlich eine Stunde voraus, hat das Land als Novum eine Zeitumstellung eingeführt. Diese startet am 29.10.2021. Also alle Uhren wieder zurückstellen und Uhrenvergleich mit allen Reiseteilnehmern. Wir haben nun wieder die deutsche Zeit.
Keine Verwirrung gibt es hingegen bei den Sitzplätzen im Bus: war das Thema bei den Reisen nach Tibet, Israel und Marokko ein Kampfthema (was ich persönlich nicht nachvollziehen kann), herrschen hier – Corona sei Dank – feste Regeln. Jeder bleibt für die gesamte Reise auf seinem Platz. Zimmerpartner nebeneinander, Einzelzimmer allein in einer Reihe. Das freut mich, kann ich mich mitsamt meinem Handgepäck schön ausbreiten.
Gerasa (Jerash) begrüsst uns mit sengender Hitze. Wieder einmal mehr merke ich, dass ich hitzeempfindlich geworden bin und suche die rar gesäten Schattenplätzchen in den Felsen. Wir gehen über einen Basar mit passablen Toiletten und treten durch den Hadriansbogen ins alte Jerash ein. Was wären wir ohne die Römer. Kaiser Hadrian kenne ich noch aus England, wo wir über die Hadrianswall stolperten. Hippodrom, Forum, Jupiter-Tempel, Nymphäum, Artemis-Tempel, wir schreiten auf säulenumrahmten Wegen, an denen sich früher die Geschäfte aneinanderreihten, und wieder einmal bewundere ich die Römer für ihre intelligenten und imposanten Bauten, Abwassersystem inklusive.
Als – nicht nur mir – die Sonne zu Kopfe steigt, bleibt eine Wolke gnädig über uns hängen und beglückt uns mit einigen Regentropfen. Ich bin doch ein richtiges Nordlicht.
Ein spätes Mittagessen in dem einzigen Restaurant, ich habe prophylaktisch eine Magentablette genommen, aber das zumeist vegetarische Essen ist einwandfrei.
Gefreut habe ich mich auf den Abend. Ich sage den Cocktailempfang ab und marschiere zum Pool. Allein bin ich dort, und das brauche ich auch immer wieder; was ich nicht gebraucht hätte, wäre das Eiswasser im Becken. Ich mache das, was ich sonst nie mache: ich kehre tatsächlich um. Das wäre Hadrian nicht passiert.
Tag 3
Um 8.30h starten wir an der Zitadelle von Amman. Die Zitadelle liegt oben auf dem Jabal al Qal‘a. Ägyptens Geschichte ist jung im Vergleich zu Jordaniens, die 10.000 Jahre zurückreicht: hier gibt es eine Höhle aus der Bronzezeit, den Herkules-Tempel, eine umayyadische Moschee und das archäologische Museum. Von hier oben schaut man auf das römische Theater und die Stadt.
Und dann geht es erstmals raus aus der Geschichte und hinein ins aktuelle Gewühl der Stadt. Der Strassenverkehr ist zusammengebrochen, überall wird gehupt und gerufen, wir schlängeln uns durch die Marktschreier, die nur noch von den Rufen des Muezzins übertönt werden. Wir teilen uns, ich gehe mit unserem jordanischen Guide durch weiteres Marktgewusel und zum Falafelessen (ein Mitreisender ordert Almdudler, man kann‘s ja mal versuchen), und ja, die Zeit läuft uns davon. Mich stört das nicht, gehöre ich zu der Handvoll Reisenden, die nicht die anschliessende Tour zu den Wüstenschlössern gebucht hat sondern eigenständig die Atmosphäre Ammans aufnehmen möchte. Reinhild und Helmut schliessen sich mir an, was ganz nett ist, da ich dann nicht allein in der 4 Millionen-Einwohnerstadt verlorengehe. Wir bummeln nochmal durch die Stände und den Goldmarkt und fahren zur Rainbow Street. Hier ist die Stimmung gleich ganz anders, die Strasse könnte auch in London liegen mit seinen chilligen Cafés und kleinen Lädchen. Cappuccino trinken wir, dazu singt Adriano Celentano aus den Boxen, ein relaxter und angenehmer Nachmittag im eigenen Tempo neigt sich dem Ende zu.
Heute Abend heisst es dann noch Kofferpacken, denn morgen früh um 8.30h geht es weiter nach Madaba und zum Toten Meer.
Tag 4
Wir Frauen stehen in der Schlange vor der Moschee, um ein dunkles figurverhüllendes Gewand überzuziehen, ohne welches wir – nebst verhülltem Haar – nicht die Moschee betreten dürften. Auch Oliver steht in der Schlange. Er trägt bereits sein Outfit für das Tote Meer, aber kurze Shorts und Adiletten sind nicht gerade moscheenkonform. Auch er bekommt eines dieser Gewänder verpasst, das die Figur unsichtbar werden lässt.
Die König-Abdullah-Moschee hat einen dicken weichen Teppich mit Sternchenmuster, das uns die Reiseleitung erklärt. Da ich mich nicht für Religion interessiere, wandere ich ein wenig unter der riesigen Kuppel umher und spüre die Füsse im Teppich versinken, die nette Aufsicht bietet mir ein Glas Wasser an (später bekomme ich einen indirekten Rüffel, weil ich nicht beim Teppichmustervortrag aufgepasst habe).
Über dem langen Gang, der zu den Toiletten (scheusslich!) führt, steht nur etwas auf arabisch. Lange gefliesste Gänge mit Möglichkeiten, die Füsse zu waschen und lange Gänge mit den von mir gehassten östlichen Toiletten. Was muss, das muss. Auf dem Rückmarsch stosse ich auf einen Mann, der, vermute ich, ein „huch“ auf arabisch ruft, ich husche ganz schnell aus der Herrentoilette davon.
In Madaba besichtigen wir die griechisch-orthodoxe Kirche St Georg, die voller Mosaiken aus dem 6ten Jahrhundert ist. Das Städtchen ist hübsch und ganz modern mit einem Leitsystem, es gibt rote aneinandergereihte Steine auf dem Fussweg, damit Fremde zum Visitor Centre zurückfinden. Finde ich natürlich nicht. Zum Glück laufen hier noch andere aus der Gruppe herum, ich brauch nur jemandem hinterherdackeln.
Auf dem Berg Nebo schauen wir ins Jordantal, von hier hat angeblich schon Moses auf das Gelobte Land geblickt. Vor uns, 20-50km entfernt, liegen Jericho, Bethlehem, Jerusalem, Rammallah und die Golanhöhen.
Endstation: Totes Meer! War ich eben noch völlig erledigt, werfe ich mich flugs in meinen Badeanzug, schnappe das Handtuch und wandere hinunter zum Wasser. Warm ist es und wunderbar. Ich lasse mich auf dem Meer treiben.
Tag 5
Heute sind wir über sechs Stunden im Bus unterwegs, unser Ziel ist eine Kreuzritterburg in Kerak, und danach steuern wir auf Petra zu.
Gestern Abend ging ein Raunen durch die Gruppe, als die Reiseleitung das Programm für Petra vorstellte. Das es um 8.00h morgens losgeht, damit kann man rechnen. Das die Wanderung (Hinweg!) durch Petra bis 15h geht, und man dann noch ne Stunde in die Höhe klettern kann – oder aber den zweistündigen Rückweg antritt, bliebe einem selbst überlassen. Hiess die Reise nicht „Jordanien mit Musse“?!? Das fragen sich jetzt Einige. Wandern ist ja ok, aber wir werden dort Hitze, Sonne und keinen Wind zwischen den Felswänden haben. Der zweite Tag in Petra wird noch ambitionierter, ich schalte auf Durchzug und werde in meinem Tempo einen Ausflug machen.
Zwei Mitreisende fragen nach der Nachttour, die abgeblockt wird, zu anstrengend nach der langen Fahrt. Aber Moment! Das finde ich nun auch interessant. In Kerak sind wir schon zu Fünft, die autark die Nachttour machen möchten, Gisela kann ich auch noch überzeugen. Die 83-jährige ehemalige Chirurgin ist unwahrscheinlich fit.
Trotz Magenproblemen (woher auch immer) und Fan vom frühen Zubettgehen nehme ich mir die Nachtwanderung vor.
20.30h. Wir wandern eine halbe Stunde durch den Sik, den riesigen Felswänden; der 2km lange Pfad ist beleuchtet von unzähligen Kerzen, es duftet nach Wachs, eine Melodie ertönt, die Sterne in der schwarzen Nacht sind zum Greifen nah. Und dann sitzen wir im Sand vor der gewaltigen Schatzkammer, Hunderte von Kerzen bedecken den Boden, die Flöte spielt, über uns die Sterne und im Herzen tiefe Dankbarkeit.
Tag 6
Ich drücke der Reiseleitung das Geld für mein reserviertes Mittagessen in die Hand, sage, dass sie mein Lunch gern verschenken darf, und marschiere ohne die Gruppe weiter. Seit 8 Uhr früh sind wir unterwegs, eine Handtasche bleibt irgendwo stehen, ein Kameraobjektiv ist herrenlos, wir bleiben an jeder Ecke stehen, sengende Sonne hin oder her, jeder Stein muss erklärt und jede Diskussion ausgefochten werden. Weit sind wir noch nicht gekommen.
Das tut nix für meine innere Balance, und ausserdem komme ich hier selbst zurecht, bin ich schon gestern Nacht bis zur Schatzkammer vorgedrungen. Auch bei Tageslicht ist es beeindruckend: die Felsen ragen bis weit in den Himmel, winden sich den Weg entlang, weiten sich, verengen sich, wechseln die Farbe, sind rauh und mal glatt, lassen ab und an den Himmel wie zufällig blau aufleuchten, und geben nach zwei Kilometer und einer letzten Wende den Blick auf die Schatzkammer frei. Ich fühle mich hier wohl, fast heimisch, am Fusse des riesigen Schatzhauses, das ein Jahrhundert v.Chr. erbaut wurde. Ich spaziere weiter, überall in den Felsen tauchen weitere Grabstätten auf, ein römisches Theater, Tempel und Säulen.
Ich kaufe mir einen Keks und einen Minztee, setze mich vor ein Café und komme mit einem Jordanier, der in den USA lebt, ins Gespräch. Irgendwann zieht meine Gruppe an uns vorbei, ich bleibe sitzen.
Ich erstehe ein paar Mitbringsel und für mich ein silbernes Armband und ein wunderschönes Kamel aus Bronze. Ich plaudere mal hier und mal da und bin tiefenentspannt.
Irgendwann kehre ich um. Noch etwas bewundernd vorm Schatzhaus stehen, durch den schattigen Sik (Felsenschacht) bummeln, überlegen, wie ich die letzten Kilometer in flirrender Sonne bewerkstellige, und dann steht da schon Mohammed mit seinem Pferd, bis zum Hotel könne ich reiten, was ich dann doch dankend ablehne. Vorm Visitor Centre steige ich ab.
Morgen könnte ich mit Mohammed in die Berge reiten und von oben auf Petra schauen. Ich überlege.
Tag 7
Ich wurde reingelegt. Das lerne ich beim lang ersehnten Dinner bei den Beduinen, von dem wir alle recht enttäuscht sind, da wir uns vor kleinen Zelten bei Fackelschein im Sand der Wüste sitzend wähnten. Wir sitzen allerdings in einem Restaurant, das nur entfernt an ein Zelt erinnert oder wie die ganz enttäuschten Mitreisenden sagen: das hier sei bestenfalls eine Beduinen-Kantine. Es ist laut, gross und voll, aber das Essen finde ich lecker (auch wenn ich nur reduziert esse, weil Magen…). Gisela kommt triumphierend mit einem echten Bier zurück, immerhin etwas.
Reingelegt wurde ich von Mohammed, mit dem ich heute zum Glück nicht in die Berge geritten bin und der mir gestern sieben Dinar für den Ritt abgeknöpft hat, und das war schon runtergehandelt. Besser gehandelt hätte ich, wenn ich mir das Kleingedruckte auf der Rückseite der Eintrittskarte durchgelesen hätte: Pferderitt inklusive. Das hat uns allerdings auch die allwissende Reiseleitung unterschlagen, die jeden Stein ausführlich erläutert, aber den Trab vom Sik zum Visitor Centre nicht erwähnte.
Nun hören wir noch den Musikern zu, dann einem Vortrag über das Leben in Jordanien, der sehr interessant ist (von einem Beduinen, nicht von der Reiseleitung), wir bewundern die Grabnischen in den Bergen, die von Tausenden Lichtern erhellt werden, und dann geht es schon wieder zurück ins Hotel, so kommen wir nicht allzu spät ins Bett. Morgen geht es erst um 9.00h weiter, nach Akaba ans Rote Meer. Mit dem Bus. Nicht auf dem Pferd.
Tag 8
Im Schrank finde ich ein Bügelbrett samt Eisen und eine Waage. Das ist ja wohl ein Affront! Eigentlich hatte ich in dem grandiosen 5* Hotel, in das wir heute am Roten Meer eingecheckt sind, einen Bademantel samt Latschen erwartet. Ich kontaktiere die Rezeption, umgehend wird geliefert.
Heute Morgen sind wir bereits durch den Sik al-Barid (Little Petra) gestiefelt und von dort unter sengender Sonne in die Steinzeitsiedlung El-Beidha, die über 10.000 Jahre alt ist. Das ist was für Archäologen, stellt Gisela fest; mittlerweile sind wir steinmüde.
In Akaba gibt es Falafel mit Hummus, bevor wir in eines der schönsten Resorts einchecken: Marmor, riesige Halle, grosszügiges Zimmer samt Bad, Balkon mit Blick auf Pool (yeah!) und das Rote Meer (nochmal yeah!). Endlich kann ich mein Kleid zum Dinner anziehen, aber vorher geht es im Badeoutfit zum Strand. Ins Meer darf man allerdings nur mit Badeschuhen, die ich nicht dabei habe; hier gibt es Stachelfische, die am Meeresgrund sitzen. Also ab in den Pool, den ich für mich habe, ich schwimme mit Blick aufs Meer und blinzel in den Sonnenuntergang.
Tag 9
Der Wind treibt mir die Tränen in die Augen, ebenso die Dankbarkeit, jetzt hier sein zu dürfen, aber auch das Mitgefühl für Mary, Marie und all die anderen, die gerade im Krankenhaus liegen und für weitere Zeit und schöne Momente kämpfen. Mich berührt das sehr, erlebe ich doch gerade schöne Momente. Im Wind auf dem Roten Meer, hier auf dem kleinen Glasbodenboot, verspüre ich sogar etwas von der verloren gegangenen Leichtigkeit, wir lachen, hören laut Musik und winken zu den anderen Booten rüber.
Am Nachmittag gehe ich in einen der vielen Pools schwimmen, leer ist es und sonnig. Ich suche mir noch einen Schattenplatz am Strand und tauche mit den Füssen ins Rote Meer. Matthias war bereits drin, barfuss, wovon auf den vielen Schildern ob der gefährlichen Fische abgeraten wird und ist auf etwas stacheliges getreten. Ausserdem ist sein Rücken rot, da er die Bekanntschaft einer Feuerqualle gemacht hat. Ich weiss, warum ich den harmlosen Pool vorziehe. Better safe than sorry.
Anweisung der Reiseleitung: Treff um 18.30h am Strand mit Zahnputzbecher, sie möchte einen Schnaps ausgeben. Ich werde mir stattdessen ein Wasser mitnehmen.
Tag 10
Wadi Rum. Wüste. Der Himmel, so blau.
Tag 11
Der Himmel so blau über der Wüste, während wir lachend und staunend auf dem Jeep sitzen und durch den Sand rumpeln.
Der Himmel so rot, als wir auf der Königsstrasse im Bus in Richtung Amman fahren. Rot ist er nur dort, wo eben die Sonne unterging und die Landschaft wie einen Scherenschnitt dunkel hervorheben lässt: die Berge, die Strommasten, die Baracken am Strassenrand. Um uns die schwarze Nacht, und dort rechts die grellen Lichter, die zum grössten jordanischen Gefängnis gehören.
Der Himmel so schwarz, unterbrochen von den blinkenden Leuchtreklamen an den Skyscrapern und die riesige erleuchtete Brücke, auf die ich aus dem Hotelfenster schaue, nur einen Moment.
Der Himmel so schwarz, bis auf die Strassenlaternen und die Rücklichter der Autos vor uns, die sich hupend durch die nächtliche Grossstadt schieben, heimwärts, auswärts und wir zum Flughafen.
Grelles Deckenlicht am Gate, an dem um 2.40h mein Nachtflug nach Frankfurt geht.
Ein grauer, verregneter Himmel über Hamburg, als ich ins Taxi steige. Meine Seele tanzt noch unter dem blauen Wüstenhimmel.







































