Zuhause.

Ich stehe vor verschlossener Tür. Mein Hausarzt hat Urlaub.

Seit vier Tagen liege ich im Bett. Grippaler Infekt. Das hat mir gerade noch gefehlt, wo ich mitten in den Abreisevorbereitungen für Tibet stecke. Auch wenn Kopf- und Halsschmerzen bereits wieder weg sind, bin ich nonstop am husten und schnupfen. Ich fühle mich schwach.

Die Dame in der Taxizentrale fragt, ob ich heute mit oder ohne Kundennummer fahre. Ohne, antworte ich. Zum Glück. Ich muss ja nur zum Vertretungsarzt, da ich eine Krankschreibung und eventuell ein Upgrade an Grippe-Medikamenten brauche. Die Kundennummer ist ein Relikt aus dem Vorjahr, wo ich täglich zur Strahlentherapie gefahren wurde. So schlimm ist es zum Glück nicht.

Mein Hausarzt wird vom Ärztezentrum vertreten, wo ich meine Impfungen für die Reise bekommen habe. Das Wartezimmer ist voll, ich schwitze und huste und komme nach einer Stunde Wartezeit an die Reihe. Ich lege meine Diagnose dar, lasse Fieber messen und mich abhorchen und stehe mit einem Rezept und einer Krankschreibung wieder auf der Straße. Wie der Arzt hiess, der mich gerade behandelt hat, weiß ich nicht. Ob er wusste wie ich heiße, weiß ich auch nicht. Wir haben uns nicht vorgestellt.

Trotzdem bin ich dankbar, dass ich hier die Möglichkeit habe, so schnell eine ärztliche Vertretung zu finden.

Auch wenn mir meine Stammärzte – von den Hausärzten über die Nachsorge im Krankenhaus, meinem Zahnarzt, der Herzi-Ärztin bis hin zur Hautärztin – alle viel lieber sind.

Was mich aber am meisten wurmt, ist dass ich bei Sonnenschein hustend in der eukalyptus-dampfenden Badewanne liege statt nach der Arbeit im glitzernden Wasser des Freibades zu schwimmen. Sport fällt bei einem grippalen Infekt aus.

Nur abends gehe ich auf das Dach unseres Hauses. Zwischen den Fliesen spriessen Blumen und Gräser, ich laufe langsam meine Taiji-Form. Über mir die kreischenden Möwen. Und ein blauer Himmel.

14 Gedanken zu “17.7.2018

  1. Ist doch allemahl besser, als wenn Dich die Grippe im Tibeturlaub oder kurz davor
    erwischt hätte, bis dahin bist Du wieder fit. Das Wetter ist aber auch eine Belastung für den Körper bei den großen Temperatursprüngen und dass es nach großer Hitze dann plötzlich kalt wird wie im Herbst, da kann man sich schon leicht mal eine Grippe holen.
    Wünsche Dir schnelle Besserung.

    PS: ich fahre am Montag wieder nach Sylt, diesmal ohne die Wettervorhersage zu beachten, weil ich froh sein kann, dass ich überhaupt eine Unterkunft bekommen habe so kurzfristig zur Hauptsaison und seit der Antihormontherapie bin ich ganz empfindlich was Blasenentzündungen betrifft aber ich würde auch gern bei Regen am Strand spazierengehen. Du hast mir ja schon mal von Deiner Regenjacke erzählt, aber wie kann man das Problem lösen, dass die Beine nass werden ? Nasse Beine wären der Supergau, weil ich dann den Urlaub mit ner fiesen, schmerzhaften Blasenentzündung dasitzen würde.

    Liebe Grüße

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    1. danke Dir für die guten Wünsche, liebe Lisa. Tipp: seit ich in England gelebt habe, habe ich immer eine Regenhose im Schrank – war auch das wichtigste Kleidungsstück auf meiner Esel-Wanderung durch Irland. Viel Spass auf Sylt!

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  2. Gute Besserung! Vor ziemlich genau einem Jahr war ich mitten in der Chemo und hatte im Juli eine Lungenentzündung, die mit Antibiotika behandelt werden musste. Draußen war es knallheiß und ich lag ermattet drin auf dem Sofa. Ich kann mir also in etwa vorstellen, wie du dich fühlst.
    Ich wünsche dir, dass du deinen Infekt schnell hinter dich bringen kannst.

    Hoffentlich kannst du dich gut auf Tibet vorbereiten.
    Meine Cousine war im Juni für 4 Wochen in Tibet und hat mit Freunden plus Sherpas ein Tal auf ca 5000 m Höhe durchwander. War wohl eine großartige Erfahrung. Allerdings waren die Sherpas nicht so erfahren, sie haben sich eine ungünstige Zeit für den Trip ausgesucht. Die erfahrenen Sherpas waren nämlich zubder Zeit mit Unmengen an Touristen aus China hinter einem aphrodisierenden Pilz her, der gerade Saison hatte.
    Wirst du auch mit Sherpas unterwegs sein?

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    1. lieben Dank – ich denke, mein grippaler Infekt ist weit weniger dramatisch wie eine Chemo mit Lungenentzündung. Ich nehm nachher noch ein Eukalyptusbad und die Tropfen und ruhe mich aus. Wie cool zu hören, dass Deine Cousine gerade in Tibet war! Das mit dem Pilz und den Chinesen klingt lustig! Wir werden wohl (glaube ich) nicht sooo viel wandern, das Gepäck wird mit nem Laster (glaube ich) transportiert. Bin mal auf das Essen gespannt 🙂

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  3. Das Problem mit den wasserdichten Hosen ist aber leider, dass man in denen doch wahrscheinlich schwitzt oder ?
    Die Reise wird diesmal ganz schön anstrengend werden. Heute hab` ich erfahren, dass es auf der Strecke von Bayern nach Hamburg Gleisbauarbeiten gibt und so bin ich dann insgesamt über 10 Studen (einfach) mit dem Zug unterwegs und das auch nur wenn es nicht noch zusätzliche Verspätungen gibt. In der Zeit könnte ich fast schon auf andere Kontinente fliegen. Aber ich kann nicht anders, die Liebe zu der Insel treibt mich einfach immer wieder hin.
    LG

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