Unterwegs.

Ich spüre den Fall in die Tiefe, doch bevor ich komplett in den schwarzen Sog strudele, setze ich mich auf den Stuhl und atme tief ein und aus. Ein und aus. Ein und aus. Die Achsel tut weh, die Achsel ist geschwollen, ich begutachte sie im Spiegel, drehe mich hin und her, wechsele von Coolpad zu heißem Bad, was alles keine Besserung bringt. Es ist nicht mein Impfarm, der sich gemeldet hat, und ich, ich melde mich besser für einen ausserordentlichen Termin in meinem kleinen Krankenhaus an. Sicher ist sicher. Drei Tage vorher sind die Schmerzen weg, die Schwellung abgeklungen, trotzdem beschließe ich, den Termin wahrzunehmen und die Fachfrau zu konsultieren. Keine Auffälligkeit, lautet ihr Urteil nach sorgfältigem Abtasten. Aber zur Sicherheit gibt es einen weiteren Termin zum Ultraschall in ihrer Praxis in Harvestehude, dem ich gelassen entgegenschaue.

So fit wie ich gerade bin, war ich schon lange nicht mehr: ich hüpfe enthusiastisch zwischen Gym, dem Aussenbecken meines öffentlichen Bades, Mobility&Stretch-Class, Aqua-Kick-Punch-Kursen und Taiji hin und her, und wenn ich mich nicht entscheiden kann, wozu ich am meisten Lust habe, mache ich einfach alles. An einem Tag. Schon morgens, wenn ich aufwache, überlege ich, wie mein Fitnessprogramm aussehen könnte. Es bringt mir Spass. Es hält mich gesund. Ich kann entspannt zum Ultraschall gehen, das auch etwas großflächiger ausfällt. Keine Auffälligkeit, lautet wieder das Urteil der Fachfrau. Im März sei dann der nächste reguläre Termin.

Ich verlasse die Praxis, ich bin immer noch gelassen, dazu gesellt sich Dankbarkeit, ich marschiere den Harvestehuder Weg hinunter zur Alster und schaue über den See. Raureif überzieht die Bäume und die Sträucher, kühl und klar ist die Luft, die Wiesen sind verlassen. So kalt, so schön.

Ich mache mich auf den Weg zum Aussenbecken des öffentlichen Bades. Nur vier Fahrräder stehen vor der Tür, ich bin die Einzige an der Kasse, kaufe mein Ticket und übergebe die Bonbontüten, die ich für das Personal mitgebracht habe. Dampf steigt aus dem Aussenbecken, so dicht, dass ich die Mitschwimmer erst später im Wasser ausmache. Zwei Trödelschwimmer auf meiner Seite, drei Kampfschwimmer auf der anderen Seite, ein „YEEHAAAH“ ertönt von der Schnellbahn, vor Begeisterung oder als Warnung ob eines nahenden Zusammenstoßes, das lässt sich im dichten Dampf nicht ausmachen. Die Lungen füllen sich mit minus 3 Grad kalter Luft, das Wasser fühlt sich kühler an als sonst, aber mein Herz ist warm, und ich, ich gleite durch den fahlen Nachmittag.

Vergessen habe ich vorhin, nach einem neuen Rezept zu fragen. Also mache ich noch einen Abstecher ins kleine Krankenhaus, bleibe mit dem Fahrstuhl stecken (der sich nach ner Schreckminute entschliesst, unsanft zu ruckeln und die Fahrt wieder aufzunehmen), die Praxis unterm Dach hat schon geschlossen, ich wandere ohne Rezept davon. Morgen, da werde ich ins Gym gehen. Oder zum Schwimmen. Oder eine 19-er Form Taiji auf der Zirkelfläche laufen. Auf alle Fälle weiterhin gesund.

2 Gedanken zu “22.12.2021

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