23.06.2021 – Logbuch Madeira

Tag 7

Zerzaust, aber glücklich!

Das ist mein erster Urlaub, der unter das Motto Pool-/Meerhopping geraten ist.

Ich habe mich einfach treiben lassen, immer ein Buch und ein Handtuch unterm Arm und das Badezeug untendrunter.

Würde ich Madeira nicht schon so gut kennen, wäre das ein Frevel.

So ist es eine Woche Freiheit, gepaart mit Aufregung, Vorfreude und Freude, wie man sie wohl erst nach einem Jahr sensorischer Deprivation wahrnimmt. Das kühle Salzwasser auf der Haut spüren, dem Rauschen des Meeres zuhören, die sprühende Gischt sehen, den Wind in den Haaren fühlen.

Im allerschönsten Freibad dieser Welt auf dem Rücken schwimmen, in die Sonne blinzeln und denken: das Leben ist schön.

22.06.2021 – Logbuch Madeira

Tag 6

Ich kenne Dich seit vielen Jahren. Mal mit hellgrünen Wänden, dann in himmelblau, kleine schwarz-weisse Kacheln schmiegen sich wie eine Perlenkette an Dich, halten, brechen, fallen auf den Grund, der mal mit Steinen, mal mit Matsch und mal mit Pfützen, in denen kleine Fische schwimmen, bedeckt ist. Das Meer kracht mit aller Kraft über Deinen Beckenrand und lässt Dich glänzen in salziger Gischt.

Seit das Spassbad am anderen Ende der Promenade eröffnet hat, habe ich jedes Jahr befürchtet, Deinen Wal abmontiert und Dich zubetoniert zu sehen.

Doch jedes Jahr warst Du noch da, immer etwas mehr ramponiert, lagst Du morbide-melancholisch hinter der kleinen Markthalle, in der der schwarze Degenfisch verkauft wird.

Und dieses Jahr hast Du mich überrascht: sauber geputzt und instandgesetzt, gefüllt mit Meer und planschenden Dorfbewohnern strahlst Du mir entgegen, ich hole mein Handtuch und das Schwimmzeug, wer braucht schon einen sterilen Hotelpool, und weisst Du was, das Spassbad am anderen Ende der Promenade, das haben sie geschlossen.

Video:

05.09.2019

Logbuch Arktis.
Prolog.

Ich möchte das Nordpolarmeer sehen.
Ich möchte die Nordlichter beobachten, die gelb-grün am schwarzen Himmel tanzen und die Eisberge im dunklen arktischen Meer verzaubert strahlen lassen.
Ich möchte die klare Luft fühlen, kalt, salzig und rau, die durch die Dänemarkstraße nach Ostgrönland zieht.
Ich möchte die Gischt im Gesicht spüren, salzig und kühl, während wir in Schlauchbooten durch das ewige Eis gleiten.
Ich möchte die Wale sehen, deren Rücken glänzend aus dem Meer auftauchen, bevor sie wieder in der Tiefe verschwinden.
Ich möchte die Gletscher kalben hören, das dumpfe Grollen und das laute Krachen, wenn sie zusammenbrechen.
Ich möchte die Eisberge sehen, die in unendlich vielen Blautönen glitzern und unseren Weg in die Kälte säumen.
Ich möchte am Tag die helle Sonne sehen und nachts den Mond. Und die vielen Sterne, hoch über uns.
Ich mache mich auf den Weg.

10.12.2018

Unterwegs.

Dort, wo sonst der Strand ist, ist nun das Meer. Der Sturm heult durch die Kälte, die meterhohen Wellen werfen sich krachend ans Land. Hinter den dunklen Wolkenschichten leuchtet es. Die Sonne scheint sich vervielfältigt zu haben. Gischt fliegt durch die Luft und mir ins Gesicht. Die Lippen sind salzig, die Augen voll Sand, sie tränen. Oder es ist der Regen, der an den Wangen herunterläuft, oder das Meer. Ich gehe eine Synergie mit der Natur ein, die so wild um mich tost. Das ist Leben. Und es ist wunderbar.

Nachtrag: ich vermute, dass ich heute beim großen Bahnstreik in der einzigen Bahn saß, die fuhr. Pünktlich. Nach Westerland.