16.06.2017

Im Sanatorium. Tag 2

Ob ich gegen etwas allergisch sei, fragt mich die Diätassistentin bei unserem Termin. Gegen ungesunde Ernährung, antworte ich.

Am Restauranteingang ist ein Mahnmal aufgebaut, das Nutella, Haribo, Fertigsuppen & Co mitsamt den Zuckerwürfeln zeigt, die in den Lebensmitteln enthalten sind. Am Buffet gestern Abend stand ich allerdings unschlüssig zwischen verarbeiteter Wurst, hellem Brot, Kartoffelpuffer und Kaba-Kakao herum, alles Dinge, die ich aus meinem neuen Leben gestrichen habe, da sie nicht in meine Definition von gesunder Ernährung fallen. Es werden bei der Reha auch Ernährungs- und Diät-Vorträge gehalten, was ich gut, wenn auch skurril finde, wenn ich die angebotenen Speisen sehe.

Ich zähle auf, was ich alles nicht mehr esse, schnell wird der Dame klar, dass bis auf Käse und Gurkenscheiben nicht viel bleibt, was mir zusagt. Meinem Vorschlag, dass ich mir Obst und Avocados mitbringe, wird zugestimmt. Es solle nur nicht ausarten mit meinem eigenen Büffet. Ich lächele zustimmend und gehe gedanklich durch, wie ich weitere Dinge in den Speisesaal schmuggeln kann.

Auf zum dritten Termin des Morgens, um 9.00 Uhr sitze ich beim Ergotherapeuten. Auf den Blick in meine Patientenkarte – beidseitige Brustkrebs-OP und Bandscheiben-OP – stellt er fest, dass ich hiermit schon die schweren Dinge abgedeckt hätte. Ich weise darauf hin, dass er mich nicht demotivieren solle, was auch immer wir hier ergomässig machen, um mein Befinden zu optimieren – ich bin dabei. Er drückt 20 Minuten am Rücken und der rechten Schulter herum, dann sind wir fertig. Beim nächsten Mal wird er mit der Narbentherapie beginnen. Wenn er dann nicht gerade sein zweites Kind bekommt, das nächste Woche Stichtag hat. Fröhlich verabschieden wir uns, vielleicht sehen wir uns in der kommenden Woche wieder. Vielleicht aber auch nicht.