Ich bin müde und etwas durcheinander. Das schreibe ich dem Stress der vergangenen Tage zu. Ich laufe von einem Zimmer ins nächste, vergesse was ich wollte, laufe wieder zurück. Von der Einkaufsliste kaufe ich nur die unteren Positionen; das stelle ich fest, als ich wieder zuhause bin. Ich nehme es gelassen und bin freundlich zu mir. Ein neues Kapuzensweatshirt in himmelblau, eine helle Hose, Wäsche, Mütze und eine Jogginghose lege ich mir zu – alles Dinge, von denen ich glaube, dass ich sie in nächster Zeit brauchen könnte.
Die Sache ist mir auf den Magen geschlagen, ich habe keinen Appetit. Deshalb gehe ich jeden Mittag in Restaurants, lese Zeitung und gucke auf die Elbe. Zwischendurch zum Fitness, Schwimmen, Taiji und Spaziergänge, Freunde treffen. Blende ich die Krankheit aus? Oder lasse ich mich einfach nicht hängen?
Ich erinnere mich an die Inschrift eines Grabsteins, den ich beim Neujahrsspaziergang auf dem Wiener Zentralfriedhof entdeckt habe:
Ich lebe so gerne! Ich glaube, ich lebe sogar noch gerne, wenn ich einmal gestorben bin.