Logbuch Kairo & Nil – Tag 3

05.10.2022


„Jetzt stimmen wir kurz ab, die Mehrheit entscheidet, und in fünf Minuten ist das Thema erledigt“, sage ich forsch. Ewige Diskussionen sind nicht meins, vor allem nicht, wenn es um so etwas banales wie die Vorstellungsrunde geht, die unser ägyptischer Guide gern im Schatten der Ibn-Tulun-Moschee, der ältesten Moschee des Landes, durchführen möchte, einige Mitreisende dies aber als respektlos erachten. Die Mehrheit sieht das wie unser Guide und ich, wir stellen uns vor: ca. 70 Prozent der Gruppe sind Lehrer, dann folgt die Gruppe der Ärzte und Psychologen, der ein oder andere Geschäftsführer und Rentner und ich.

Wir steigen nach oben auf die Plattform der Moschee, die ohne Geländer bei uns so nie genehmigt worden wäre, aber die Aussicht über die staubigen Dächer der Chaosstadt Kairo ist toll.

Drei Mitreisende werden vergessen und müssen gesucht werden, dann geht es weiter ins Ägyptische Museum: 2,5 Stunden durch die vielen Räume mit Steinen, Schriften, Sarkophagen und Mumien. Klimaanlage Fehlanzeige, und bevor mein Kreislauf ganz den Geist aufgibt, nehme ich die FFP2-Maske ab. Wenn ich hier nicht im Gedränge infiziert werde, dann nirgendwo.

Und wieder geht es durch die Stadt, vorbei am Al Tahrir Platz und hinunter zum Nil, wo wir eine kleine Bootstour mit Picknick machen. Meine Mitreisenden sind quengelig, es ist bereits 16.00h, und die letzte Mahlzeit war das Frühstück um 7.30h. Nicht jeder (eigentlich niemand) schleppt wie ich Studentenfutter, Bananen und ein trockenes Brötchen mit sich herum; dank meiner Medikamente, die ich über den Tag verteilt nehme, bin ich essenstechnisch immer ausgerüstet. Ich bitte den Österreicher, sein Saftglas etwas sicherer auf dem Tisch zu platzieren, um weiteren Dramen um das Thema „Hose“ vorzubeugen.

Die nächsten Unruhen entstehen, als klar wird, dass es heute auch kein Abendessen geben wird und die Gruppe morgen früh in unterschiedlichen Fliegern nach Luxor sitzt. Gruppe 1 darf um 4.00h das Hotel verlassen, Gruppe 2 um 5.15h. Ich habe Glück.

Logbuch Kairo & Nil – Tag 1

03.10.2022

Logbuch Kairo & Nil – Tag 1

Warum muss ich immer so einen Blödsinn machen? Der Wasserhahn, den ich unter der Toilette am Flughafen in Kairo entdeckt habe, ist nicht für die Spülung! Wofür der Hahn ist, ist unklar; aber das Wasser spritzt mit voller Wucht oben aufs linke Hosenbein, und das sieht so aus, wie ich nicht möchte, dass es aussieht.

Ich laufe zurück in die Halle, wo meine Reisegruppe mit meinem Koffer auf mich wartet. Was die jetzt wohl denken werden, denke ich. Gar nichts werden die denken, denn die Reisegruppe ist verschwunden, samt meinem Koffer und der Jacke. Am Ausgang winkt B.; ich laufe hinterher und springe in den Bus, wo der Guide mit meiner Jacke und dem Koffer auf mich wartet.

Auf geht‘s durch Kairo. Es herrscht Feierabendverkehr; die Strassen, eingerahmt von sandfarbenen Wolkenkratzern, sind voll von hupenden Autos. Zwischen den Hochhäusern tauchen prächtige – und heruntergekommene – Paläste auf, die von verwucherten Palmengärten umgeben sind. Baustellen und Reste abgerissener Häuser vervollständigen das Bild, das einem lauten, wilden Wirrwarr gleicht. Wir fahren an der Swimming Academy vorbei, an Moscheen und da, da ist der Nil, umrahmt von Palmen, die sich schwarz vor der untergehenden Sonne abheben.

Vorletzte Nacht bin ich um 2.30h eingeschlafen. Letzte Nacht bin ich um 4.20h aufgestanden. Und morgen geht es Punkt 8.00h zu den Pyramiden, verkündet Muhammad Ali, unser Guide. Auf in den Kampf, heisst das dann wohl!