24.04.2023
Auch wenn man still sitzt, kann man Erfahrungen machen. Man kann Erlebtes, das man (ver)beurteilt hat, aus einer anderen Perspektive betrachten und neu bewerten.
Hat mich die Nacht in Sur fast zum Mörder kleiner indischer Kinder werden lassen, die bis spät in die Nacht laut kreischend über den Hotelflur liefen, während die Mütter auf eben jenem vor ihren Zimmertüren plaudernd picknickten, bin ich dann doch froh, dass ich mich nicht lautstark beschwert habe. Eben diese Inder bzw. deren Landsbrüder haben mit ihren Familien im überfluteten Wadi gebadet, ein omanischer Ganges sozusagen, mit schwarzhaarigen Menschen in leuchtend bunten Gewändern. Gegrillt und gepicknickt wird am matschigen Ufer, es wird gewunken und gelacht. Eid Mubarak. Die Expats, die in Dubai und dem Oman arbeiten, geniessen ihre wenige Freizeit, sie gönnen sich eine Nacht im Hotel, wo sie aufgeregt und fröhlich die Zeit mit ihrer Familie verbringen, sie flitzen durchs Museum und bleiben staunend vor den Exponaten stehen.
Möchte ich mich über Menschen ärgern, die sich in ihrer kostbaren freien Zeit freuen? Die vermutlich lange darauf gespart haben, um einen solchen Familienausflug zu machen? Das möchte ich nicht. Ich bewerte die Erfahrung neu und schaue viel freundlicher auf das Erlebte.
Ich sitze am Pool und habe Zeit. Ich habe sie mir genommen (dabei „half“ auch ein irritierter Magen) und schaue den ballspielenden Kindern zu. Es ist laut. Und das ist richtig. Und ich werde auch diese Szenen in guter Erinnerung behalten.

