10.10.2022

„Nicht essen!“ Walter, der Lehrer aus der Steiermark und Dr. P., der Gymnasialdirektor aus Paderborn, gucken kritisch auf das von mir erstandene Hühnchenbaguette. Den Salat habe ich bereits herausgepult, aber meine letzten verbliebenen Mitreisenden finden es immer noch bedenklich. Walters Horrorgeschichten geben den Ausschlag: trotz Hunger verzichte ich auf den potenziellen Salmonellenträger und greife zu meinem Studentenfutter, von dem ich immer mehrere Tüten mit mir führe.

Über sechs Stunden haben wir hier auf dem Airport Cairo herumzukriegen, es gibt nicht wirklich etwas zu tun. Wir kaufen Schokolade. Wir trinken einen Kaffee. Wir suchen die Toiletten. Wir erzählen uns lustige Dinge.

Derweil steht der Rest unserer Reisegruppe vor dem Check-In, und das seit drei Stunden. Ihr Gepäck wurde nicht von Assuan an die Ziel-Destination durchgecheckt, sie müssen in Kairo auschecken, durch diverse Sicherheitsschranken gehen und dann wieder einchecken. Nur hat ihr Schalter noch nicht geöffnet. Wenn man seit 5 Uhr morgens auf den Beinen ist und der Tag noch laaaang werden wird, ist das nicht so angenehm. Dr. C., der bisher einen ruhigen Eindruck machte, hatte bereits in Assuan einen Wutausbruch, da sein Begleiter, Dr. P., mühelos durchchecken konnte, was ihm, der exakt dasselbe gebucht hatte, verwehrt wurde.

„Noch machen wir Witze“, sage ich, „vermutlich wird dann unser vermeintlich durchgechecktes Gepäck auf der Strecke bleiben. Mitsamt der Horde an erstandenen Skarabäen und Pyramiden, die man durchaus als spitze Gegenstände deklarieren kann und besser nicht ins Handgepäck tut. Dr. P. tut sie in den Koffer, zum Panamahut, der dort in einer Hutschachtel ruht. Kurioses Gepäck.

Kurzer Zwischenstop in Wien, ein weiterer Sicherheitscheck, ich kaufe eine Brezel mit Butter und Schnittlauch und bekomme eine zweite geschenkt. Wien ist wunderbar.

Nach 16 Stunden Rückreise und drei Flügen mit drei Airlines bewahrheitet sich meine Befürchtung. Das Kofferband rollt und rollt, verlassen und leer, und ich, ich bin die Einzige, die hier noch steht. Mir ist zum heulen. Nach 16 Stunden will ich nur noch nach Hause und nicht noch einmal quer durch den Airport laufen und Formulare ausfüllen. Dafür spare ich Zeit zuhause, denn eigentlich packe ich immer bei Ankunft die Koffer aus. Jetzt packe ich mich nur noch in mein Bett. Diese Reise wird als eine der chaotischen in Erinnerung bleiben. Mit Pyramiden.

5 Gedanken zu “Logbuch Kairo & Nil – Tag 8

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