08.10.2022
Edfu. Irgendwann nachts legen wir an. Die armseligen braunen Häuser sind in gleissendes Neonlicht getaucht, Einheimische in langen Gewändern laufen am Kai umher.
Geschlafen habe ich bisher nicht sehr gut, da während der Fahrt die Wand am Bett laut klapperte.
B., die 82-jährige Lübeckerin, die ihre wohl letzte Ägyptenreise mit ihrem Sohn bestreitet, liegt mit Magendarm flach. Ich bringe mein Elotrans vorbei. Ich nehme prophylaktisch Tabletten ein, die Österreicher sorgen mit Whiskey vorm Frühstück und nach dem Dinner Unverträglichkeiten vor. Crosscultural differences.
Die Gruppe der Edfu-Tempelverweigerer wird grösser; während ich relaxt mit den Amis und den Kanadiern am Pooldeck liege, ist meine Gruppe wieder mal nicht pünktlich zur Abfahrt zurück. Langsam wird es Zeit für unseren Toten.
Wieder gleiten wir den Nil hinunter, wieder säumen riesige Palmen das Ufer, vorbei an braunen armseligen Hütten, teils mit Stroh bedeckt, Esel und Kühe baden im Nil, Vögel fliegen auf, Männer in kleinen Holzbooten, sie winken, Frauen waschen Wäsche im Fluss, wieder laufen Kinder am Ufer entlang, rufen, auch sie winken, schwimmen spielerisch auf das Schiff zu, Freude inzwischen der Armut und dem ganzen Müll, ich muss weinen.
Nachmittags legen wir am Kom Ombo Tempel an, der den Göttern Sobek und Haroeris gewidmet ist. Ich mache eine neue Reisegruppe für die Rückreise auf, ich fliege mit zwei österreichischen Lehrern bis nach Wien. „Da wir sechs Stunden Zeit beim Umsteigen haben, können wir uns betrinken“, so meine whiskeyerprobten Reisebegleiter. Nun ja….Abends Motto-Party der Amerikaner in der Bar, Rüdiger kommt in Kaftan, Kopfbedeckung und angemalten schwarzen Schnurrbart aus der Kabine. Wir sitzen oben an Deck und geniessen die frische Luft und die schwarze Nacht.
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