Das Dilemma. (Vorläufiges) Finale.

Wir sind viele.

So viele haben den post über das Tamoxifen-Dilemma geteilt, kommentiert, Nachrichten geschickt, wertvolle Infos zu Alternativen in den Raum gestellt und ihre Hilfe beim Besorgen der Tabletten angeboten.

Die Krebs-Community auf social media ist groß. Und stark. Und vor allem ist sie solidarisch.

Nachdem die Nachricht des Lieferengpasses, mit dem ich bereits im letzten Jahr konfrontiert wurde, in den Medien publik gemacht wurde, habe ich mein kleines Krankenhaus kontaktiert und darum gebeten, das Nachfolge-Rezept etwas früher zu bekommen, da ich mich rechtzeitig auf die Suche nach einer Folgepackung Tamoxifen machen möchte. Ich bin niemand, der hortet. Ich bin aber auch niemand, der in solchem Fall bis zur letzten Tablette wartet und dann ins offene Messer läuft. Ich habe bei der letzten Packung 20 Apotheken abtelefoniert. Das ist stressig. Und das ist Stress, den man als Krebspatient, der noch in Therapie ist, nicht braucht.
Ausserdem teile ich meinem kleinen Krankenhaus mit, dass ich bei der Nachsorge im März gern besprechen möchte, was es ggbs. für Alternativen gibt.

Das kleine Krankenhaus ruft zurück; ich möge sofort kommen und mir das Rezept rausholen. Und ob ich denn eine Idee hätte, wo ich noch Tamoxifen finden könnte? Ich würde wieder die Apotheke beim großen Krankenhaus ansteuern, sage ich, rufen Sie dort an und reservieren Sie eine Packung, wenn Sie dort fündig werden, rät das kleine Krankenhaus. Und wenn ich nicht fündig werde, möge ich auf alle Fälle Bescheid geben, dann werden Alternativen besprochen.

Deja vu: ich ziehe meine Jacke an, laufe die Straße zur U-Bahn hinunter und entschliesse mich spontan, in meine Stammapotheke, die auf dem Weg liegt, einzukehren. Im Lockdown 1 hat der gute Apotheker ein Zwillingsprodukt für mich recherchiert. Beim letzten Mal hat mir seine Kollegin einen nicht professionellen Rat gegeben, dem ich natürlich nicht gefolgt bin. Der gute Apotheker steht am Tresen: ob er eine Packung Tamoxifen für mich hätte, frage ich. Er bejaht. Ich bin verblüfft – damit habe ich jetzt nicht gerechnet. Normalerweise wird das Produkt immer erst bestellt. Eine andere Patienten hätte gestern schon gefragt, er habe dann gleich noch zwei Packungen geordert – und bekommen. Zwar nicht von meinem Hersteller, aber das ist jetzt nebensächlich.

Tamoxifen ist nicht gleich Tamoxifen. Die Hauptbestandteile sind dieselben; aber die Hersteller benutzen unterschiedliche Nebenstoffe und Fertigungsweisen. Deshalb kommt der Eine mit Tamoxifen von Hersteller x gut klar, mit dem Produkt von Hersteller y aber nicht.

Ich lasse mir eine Packung zurücklegen und hole mein Rezept im kleinen Krankenhaus ab. Später freut sich eine Hamburger Mitstreiterin, die ich informiere, dass meine Stammapotheke noch eine Packung Tamoxifen vor Ort hat.
Und noch später werde ich mit einer anderen Mitstreiterin meine Packung gegen ihre Packung tauschen: so braucht sie nicht wieder die Nebenwirkungen vom Produkt des Herstellers x ertragen, und ich bekomme wieder mein Zwillingsprodukt.

Ich denke, dass es wichtig ist, auf das Thema Lieferengpass bei Tamoxifen aufmerksam zu machen. Mit Panikmache hat das nichts zu tun. Auch im Trubel der C-Pandemie muss gewährleistet werden, dass ein gängiges – und wichtiges – Krebsmedikament, das ca 130.000 Menschen in Deutschland nehmen, lieferbar ist.

Folgende Fakten, Stand 13.02.2022:
– In Österreich, Frankreich, Schweiz und Spanien ist Tamoxifen weiterhin erhältlich
– Der Beirat für Liefer- und Versorgungsengpässe hat ein Maßnahmepaket zur Abmilderung der Lieferengpässe bei tamoxifenhaltigen Arzneimitteln beschlossen (mehr Infos bei: @doktor.pinkribbon)
– es gibt Alternativen

Sprecht rechtzeitig mit eurem Arzt, wenn ihr betroffen seid. Damit ihr agieren könnt. Und unnötigen Stress vermeidet.

Wir sind viele.


3 Gedanken zu “13.02.2022

  1. DAS ist wahrlich ein Dilemma. Wenn die Medikamente per Container verschifft werden, dann könnte man die Flugfracht in Anbetracht ziehen…oder wie kommt es, dass einige Länger das Medikament vorrätig haben?

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