Unterwegs.
Und dann schwimme ich durch den Abend. Noch ist es hell, der Dampf steigt aus dem Wasser des Aussenbeckens, in dem die Lichter angehen. Voll ist es und hektisch und wild, als sei die Stimmung vom Arbeitstag auf den Feierabend übergeschwappt.
Und dann schwimme ich durch den Vormittag. „Hallo Anja“, ruft mir A. entgegen, ich grüße nach links, ich grüße nach rechts, man kennt sich, hier am Samstagmorgen im öffentlichen Bad, wir plaudern, während wir der Sonne, die hinter den Wolken hervorkommt, entgegen schwimmen. Großes Geglitzer.
Und dann wandere ich durch den Regen. Etwas ratlos bin ich schon, denn der Regen will nicht enden, und der Wind, der endet auch nicht. Das Wasser rinnt von der Kapuze über die Mütze ins Gesicht herunter, während ich meine nassen Hände in die Jackentaschen stecke.
Und dann denke ich: wie schön ist das eigentlich! Ich atme die klare Luft, die hier am menschenleeren Elbstrand weht, ich laufe und laufe weiter, und der Regen, der kommt mit. Und dann denke ich an diejenigen, die jetzt liebend gern durch den Regen wandern würden, ohne Schmerzen, ohne Angst, am Leben und mit eben jener Leichtigkeit, mit der ich hier gerade durch den Sand marschiere.
Und dann kehre ich um. Am Bootssteg warte ich auf die Fähre, und der Regen, der wartet mit.
Zwei Jungs in Sweatshirts und Cappies warten am Anleger; der eine sitzt im Rollstuhl, der andere hält einen Blindenstock in der Hand. Sie lachen.
