Unterwegs.
Ich schaue durch das Fenster. Ich sehe die Sprossenwand, über die ich sonst meine Jacke hänge, die Holzbänke, auf denen wir in den Pausen sitzen und plaudern, ich sehe die große blaue Matte, die an der weißen Wand lehnt. Sonnenstrahlen fallen durch die Fenster und duplizieren die Fensterrahmen auf den Boden der alten Turnhalle. Das Gebäude des ehemaligen Hospitals spiegelt sich in den gegenüberliegenden Fenstern.
Es scheint, als seien die großen Bäume des Parks in die Halle gekommen, sanft wiegen sich die Zweige im Wind und ihre Schatten auf dem Boden, man könnte vermuten, sie seien hier zusammengekommen um Taiji zu praktizieren, sie sind es nun, die in anmutigen Bewegungen den Mantel befestigen und die Mähne des wilden Pferdes teilen.
Ich gehe zur Tür und strecke die Hand aus, ziehe sie wieder zurück, denn ich weiß, dass sie abgeschlossen ist, zu endgültig wäre der Schritt, zu wehmütig die Erinnerung an die geöffnete Tür an den Montagabenden, an denen ich gutgelaunt hineinspazieren konnte.
Ich vermisse die feinen Menschen, mit denen ich montags trainiert habe und auch den Humor und das Lachen meines Lehrers. Noch immer trainieren wir am Montag, aber jeder in seinem Wohnzimmer, aus denen wir uns durch die Laptops zuwinken, bevor der Ton stummgeschaltet wird und wir mit den Übungen beginnen. Die Menschen sind trotzdem fein. Der Lehrer macht immer noch Witze, über die wir lachen, das Lachen bleibt aber in unseren Wohnzimmern stecken, in denen wir alleine stehen.
Ich wandere durch den Park. Es ist kühl. Und es ist still. Es fehlen die Federbälle, die durch die Luft schwirren und auf die gespannten Netze der Schläger ploppen, hin und her und her und hin, es fehlt der Jongleur und die ballspielenden Kinder, die kreischend durch den Park laufen, es fehlt die Gymnastik- und die Klettergruppe, es fehlt das Gezwitscher der Vögel; es fehlt das Leben.
Die Bäume, die eben noch in der Halle eine imaginäre Taiji-Form gelaufen sind, stehen nun wieder ruhig im Park. Aber wenn ich genau hinschaue, dann sehe ich die Zweige, die sich im Wind bewegen, ganz sanft, als würden sie die Mähne des wilden Pferdes teilen wollen.
Pragmatische Version:
Test der Strecke: Zuhause –> Taijitraining. Die Buslinien fahren seit Neuestem eine andere Strecke.
Fazit: längere Fussmärsche sind einzuplanen. Dafür kein Umsteigen (die Haltestelle an den Landungsbrücken samt Buslinie gibt es nicht mehr).
Wunsch an den Wettergott:
Mach, dass es montags nie regnet. Zumindest nicht in Hamburg.
Nachtrag:
Nein, ich habe nicht vor, mit dem Fahrrad zu fahren.

Es wird Zeit, das ein Hauch an Normalität wieder einzieht und man sich auch wieder real treffen kann.
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ich finde, dass Sportstätten wie Schwimmbäder, Gyms oder unsere Taiji-Class geöffnet gehören: da gab es Hygienekonzepte, keine Coronaausbrüche und sind lebenswichtig fürs Immunsystem.
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Ich hab das auch nicht verstanden, warum alles rigoros abgeschottet wurde. Wie du sagst, es gab Konzepte und die Anzahl war ja eh schon begrenzt.
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