Ausgeglitzert.
Es nieselt. Der Regen legt sich wie ein Schleier über mein Gesicht, während ich in Rückenlage das Aussenbecken des öffentlichen Bades durchquere. Es ist leer. Der Himmel über mir ist grau, für Nuancen war da keine Zeit, und auch die Sonne gibt sich keine Mühe, die steinernde Wolkenfront zu durchbrechen.
Ein bisschen traurig bin ich auch. Heute ziehe ich das vorletzte Mal meine Bahnen, bevor es am Montag wieder zum Lockdown kommt und die Türen des Bades geschlossen bleiben.
Aber dann kannst Du freitags nach der Arbeit auf Deinen Lieblingswochenmarkt gehen, sage ich mir. Ich finde es ja gut, dass ich sofort das Positive sehe, wenn ich schon nicht zum Schwimmen kann, aber…
Der Wind bläst, das Wasser ist kalt. Mehrmals sehe ich Schwimmer, die am Durchgang zwischen Innnen- und Aussenbecken erschrocken stehenbleiben und den Rückzug ins Warme antreten. Ein einsames gelbes Blatt weht durch die Luft und trudelt ins Gras. Heute gibt es kein Geglitzer.
Am Sonntag dann das Grande Finale und zwar so, wie es sich gehört: zum letzten Schwimmen strahlt die Sonne am blauen Himmel, das Wasser ist wieder warm (ich hatte ja vermutet, dass das Bad schon am Freitag die Temperatur heruntergefahren hatte), zwei Bademeister spazieren am Beckenrand und scherzen mit den Schwimmern, denn heute, da sind sie alle noch einmal gekommen. Ich grüsse nach rechts und plaudere nach links, ich schwimme und schwimme weiter und lasse die Zeit und die Bahnen verstreichen, ich pausiere am Ende des Beckens und halte mein Gesicht in die Sonne, großes Finalgeglitzer, Wasser spritzt auf, die Tropfen bleiben an den Wimpern hängen, vielleicht sind es auch Tränen, das weiss man nicht so genau.
Fitness-Rückblick der Woche:
Di: Meditation-Class ✔️
Mi: Meditation ✔️
Do: Gym ✔️
Fr: Schwimmen ✔️
Sa: Spaziergang ✔️
So: Schwimmen ✔️
