Becken-Begegnungen.

Angeber, ruft die junge blonde Frau durch’s Aussenbecken des öffentlichen Bades, hinüber zum Bereich der Kampfschwimmer. Das sieht klasse aus!, rufe ich durch’s Aussenbecken des öffentlichen Bades, hinüber zu dem jungen Mann, der so gar nicht die bullige Statur der Profis hat, aber die anderen Schwimmer links liegen lässt, als er das Wasser durchpflügt. Für’n deutschen Meister….richtet sich die Frau an mich, bevor sie wieder Angeber! zu ihrem Freund hinüberruft.
Der Angeber fliegt geradezu durch’s Aussenbecken, wechselt durch sämtliche Stile und wendet formvollendet, wenn er nach gefühlten drei Sekunden wieder an der anderen Seite angekommen ist. Ich bin fasziniert von der Leichtigkeit, der Kraft und der Ästhetik des Schwimmens.

Bitte aufpassen, sagt eine andere blonde Frau zu der Angeber-Rufenden, die, im Gegensatz zum Meisterfreund, denselben alte-Damen-mit-Kopf-über-dem-Wasser-Brustschwimm-Stil wie ich praktiziere. Die blonde Frau Nr. 2 deutet auf ihren Bauch: heute ist Stichtag, erklärt sie uns, aber noch ist von dem Baby nix zu sehen. Da kann man die Zeit natürlich nutzen und nochmal zum Schwimmen kommen. Das Krankenhaus sei auch gleich um die Ecke, ergänzt sie fröhlich.

Die ältere Dame in dem himmelblauen Badeanzug, die ich schon am Eingang getroffen habe, kommt zurück zum Aufwärmen: das Freibad mit dem 50-Meter-Becken ist zwar offiziell geschlossen, das Wasser aber noch nicht abgelassen, und die netten Bademeister haben die Erlaubnis gegeben, das riesige Becken mit zu nutzen. 18,5 Grad, sagt sie. Aber herrlich!
Morgen werde ich sie lustigerweise in der Frühschicht in der Umkleide treffen.

Die beiden jungen Bademeister mit den Spiegelbrillen und den falschrum aufgesetzten Cappies schlendern um den Pool, der grauhaarige Kollege lässt eine Kampfschwimmerin einen Gummireifen durch das Wasser rollen, wobei sie mehrmals prustend wieder auftauchen muss.

Das Aussenbecken – der friedlichste Ort am Freitag Mittag.
Seit die Bäder dank Corona Schwimm-Schichten eingerichtet haben, ist das Schwimmen wunderbar: nur eine Handvoll Schwimmer sind in „meinem“ Aussenbecken unterwegs, mit denen ich die Sonne und das glitzernde Wasser teile.

Auch bei der Frühschicht am Samstag gehört mir das Aussenbecken fast allein: der Delphinschwimmer ist in der Halle unterwegs, genauso wie die rotbebadekappte Frau, die jeden in zickiger Manier auf die Abstandsregeln hinweist. Abstand halten ist hier einfach, es sei denn, die rotbebadekappte Frau macht unversehens einen Handstand im Becken und nötigt einen auszuweichen.

Der Himmel ist grau. Während ich in Rückenlage die dunklen Wolken betrachte, die sich hinter dem alten Rotklinker-Gebäude auftürmen, fallen mir Regentropfen ins Gesicht.
Vier Enten fliegen auf und drehen quakend eine letzte Runde über das Aussenbecken, bevor sie am Himmel verschwinden. Es wird Herbst.

Fitness-Rückblick der Woche
Mo: Youtube-Workout ✔️
Di: Mediation-Class ✔️
Mi: Schwimmen ✔️
Do: Gym ✔️
Fr: Schwimmen ✔️
Sa: Schwimmen ✔️



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