Koffer packen.

Ich stehe auf der Treppe, in der rechten Hand halte ich meine Puppe, in der linken zwei Münzen, ein 50-Pfennig- und ein 10-Pfennig Stück. Meine Cousine wählt das 50-Pfennig-Stück, was ich bedauere, da ich die kleine silberne Münze hübscher finde. Dass sie mehr wert ist, weiß ich nicht. Im Gegenzug bekomme ich ein Kleid für Ute, meine Puppe.
Ich sehe den roten Läufer mit dem dunklen Muster, der auf der Holztreppe in unserem Flur liegt, ich sehe die große grau-grüne Vase, die auf dem Zwischenabsatz steht, und heute, da steht sie in meiner Wohnung.

Ich bin im Büro bei dem flapsigen Kollegen mit dem Schnauzbart und seiner Assistentin, einer älteren Dame, die wild geschminkt und bunt gekleidet ist. An diesem Ort halte ich mich länger auf. Hier war ich schon lange nicht mehr.

Dann packe ich die Vergangenheit in den großen ledernden Koffer und stelle ihn rechts von mir ab.

Ich sehe die Pinguine, den Schnee, die Felsen und die Berge, ich spüre die kalte Luft, ich höre den Boden unter meinen Schritten knirschen, ich ziehe die Mütze tiefer ins Gesicht. Ich schaue mich um in meiner Zukunft. Ich freue mich, dass ich hier gelandet bin, hier am Ende der Welt, hier inmitten der Natur, ich spüre Frieden und Dankbarkeit.

Ich packe den Südpol samt Pinguinen in den zweiten großen Koffer und stelle ihn links von mir ab.

Nun sind wir im Hier und Jetzt. Das ist alles, was zählt.

Nachtrag:
Später wird mein Meditationslehrer sagen, dass er die Vergangenheit links und die Zukunft rechts abstellt. Später werde ich ihm sagen, dass es vielleicht daran liegt, dass ich Links- und er Rechtshänder ist. 😉

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s