Change Management.

Dann ist es Zeit zu sterben, sagt G. Meine 80-jährige Schwimmfreundin hat die Krise arg getroffen: ihre drei Gymnastikkurse finden nun irgendwo in Altona im Freien statt, allerdings müsse sie, da es keine Umkleidemöglichkeiten gebe, bereits in Jogginghose das Haus verlassen (no go!), das Aussenbecken des öffentlichen Bades ist nur mit QR-Code zugänglich, in das tiefe 50-Meter-Becken möchte sie nicht, aber „unser“ Becken ist zur Zeit von Ferienkindern frequentiert, und umkleiden, das kann man sich hier auch nicht. Ich ergänze, dass es auch keine Spiegel, Duschen oder einen Fön gebe, und das ist für meine eitle Mitstreiterin ein Problem, genauso, wie sie niemals das Haus in Sport-Outfit verlassen würde. Und erst recht nicht früh am Morgen, denn ausschlafen möchte sie auch.
Ich finde nicht, dass Du jetzt sterben musst, antworte ich am Telefon, und rate ihr, über ihren Schatten zu springen und wenigstens zur Gymnastik zu gehen. Ein Schwimmticket könne ich auf meinem Handy kaufen, was aber nix bringen würde, da das Gesamtpaket nicht stimmt.
Wir verabreden uns zum Kaffee, das ist einfacher.

Mittlerweile war ich drei Mal beim Schwimmen und habe alle Zeitfenster, die angeboten werden, getestet. Alles annehmbar, finde ich, trotz permanent ausverkauften Tickets ist das Freibad sehr angenehm gefüllt, Corona sei Dank.
Das Schwimmen auf der 50-Meter-Bahn bringt Spass und ist recht stressfrei, ausserdem erfrischend kühl.
Ich kann mich jetzt – mit Handtuch umschlungen – auf der Wiese umziehen und habe heute sogar eine sichtgeschützte Ecke entdeckt, an „meinem“ Aussenbecken, zwischen Hecken und ner Hauswand. Denn heute, da war ich in „meinem“ Becken schwimmen. Wie früher. In der Sonne. Den Bäumen entgegen, das glitzernde Wasser um mich herum, und nur zwei Mitstreiter auf den Bahnen. Kein Wunder. Es ist Samstag. Und es ist 7.00h in der Früh.

Wenn sich Gegebenheiten ändern, muss man sich anpassen. Wenn man den neuen Gegebenheiten auch noch mit Neugier begegnet, ist es sogar ein Gewinn. Ich habe die 50-Meter-Bahn entdeckt, das kühle Wasser und das unbeschwerte Schwimmen in dem großen Becken, die kleinen Wertschliessfächer, Bänke und bequeme Holzstühle, auf denen man in der Sonne in Ruhe frühstücken und den Schwimmern zuschauen kann.
Ich habe einen Teil meines „alten“ Fitnesslebens zurückgewonnen, aber in besser.

Und G., der werde ich von „unserem“ leeren Becken um 7.00h vorschwärmen, vielleicht springt sie ja doch noch über ihren Schatten.

Fitnessrückblick der Woche:
Di: Taiji ✔️
Mi: Gym ✔️
Do: Gym ✔️
Fr: Schwimmen ✔️
Sa: Schwimmen ✔️
So: Taiji ✔️

8 Gedanken zu “27.06.2020

  1. Wow, du bist echt aktiv! Ich muss auch endlich mal wieder etwas tun, aber seit ich auf Entzug bin, ist Sport unmöglich. Ich gehe aber jeden Tag mit den Hunden spazieren, das ist auch schon was. Nachdem ich deinen Eintrag gelesen habe, habe ich mir vorgenommen, sobald mein Rücken wieder besser ist, mit Yoga anzufangen. Das habe ich früher schon gemacht, aber irgendwann wieder aufgegeben. Schwimmen würde ich auch gerne. Ich muss mich mal erkundigen, wo ich in der Nähe ins Schwimmbad kann. Du bist auf jeden Fall ein Vorbild für mich!

    Gefällt 1 Person

    1. hallo, liebe Ut, spazieren gehen mit den Hunden ist auf alle Fälle sehr gut! Und vielleicht gibt es ja einen See bei Dir zum Schwimmen, falls kein Bad in der Gegend ist. Solltest Du eines entdecken: mein Tipp ist wirklich, früh morgens zu gehen, ansonsten ist es in der Jahreszeit und bei den Temperaturen voller kreischender Kinder – meditativ ist wirklich der Morgen 😀 und: geh weiter Deinen Weg, das finde ich sehr beeindruckend! Ganz liebe Grüsse aus Hamburg 😘

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  2. Das Foto ist sehr schön. So blau, so klar , so frisch. Da möchte ich am Liebsten gleich reinspringen.
    Das klingt nicht gut mit Deiner Schwimmfreundin, eigentlich sehr traurig sowas zu lesen.
    Es hört sich nach einer beginnenden Depression an. Das kann bei Menschen in dem Alter,
    erst Recht wenn sie viel alleine sind, mal ganz schnell passieren, vor allem wenn sich durch
    Corona liebgewonnene Gewohnheiten, die ein stabiler Faktor im Leben waren, plötzlich zum
    negativen Ändern. MIt Änderungen umgehen können Menschen in dem Alter nicht mehr so gut
    wie jüngere Menschen. Das hab ich an meiner Oma bemerkt. Die hat schon am Rad gedreht wenn man
    ihr ihren alten kaputten Handtuchhalter gegen einen neuen austauschen wollte. Alles sollte immer so
    bleiben wie es ist. Ich hoffe Du kannst Deiner lieben, betagten Schwimmfreundin wieder neuen
    Lebensmut geben.

    LG

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  3. PS: ich verstehe gut dass es Deiner Schwimmfreundin um 7 Uhr früh viel zu früh ist. Ich bin auch ein Langschläfer und Nachtmensch . Das kann man leider nicht ändern und sich auch nicht aussuchen ob man zu den „Lerchen “ oder „Eulen “ gehört, das ist genetisch festgelegt.
    LG

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    1. naja, ich stehe auch nicht soooo gerne um 6.00h auf 😉 aber ich kann mir nen Wecker stellen, wenn ich unbedingt schwimmen und das Becken für mich haben möchte – es lohnt sich definitiv, mal über seinen Schatten zu springen.

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    2. „wer etwas will, findet Wege. Wer etwas nicht wirklich will, findet Gründe.“ Meine Schwimmfreundin findet am Samstag um 6.30h den Weg zum Freibad…das wird super.

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  4. Hast Recht . Hab ` nach stundenlanger Suche im Internet die einzige Ferienwohnung gefunden die noch frei war in diesem Sommer (ganz Sylt ist komplett ausgebucht für den ganzen Sommer, kein Ferienhaus oder Ferienwohnung oder Hotelzimmer ist noch frei ) , bzw. eigentlich war sie gar nicht frei sondern hatte nur eine Lücke von 4 Tagen im Online-Kalender drin stehen und eigentlich ist die Mindestmietdauer 6 Tage , aber der Vermieter macht eine Ausnahme. Also meine einzige Chance in diesem Sommer nach Sylt zu kommen und Dienstag geht`s jetzt los 16 Stunden mit dem Zug und Maske. Hoffentlich geht es gut wegen Corona.
    LG

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    1. sieh es doch mal so wie es wirklich ist, dann fällt Dir die Aktion leichter: Du fährst keine 16 Stunden am Stück nach Sylt. Das sind 2×8 Stunden und die haben Umsteigepausen.

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