Logbuch Sahara – Tag 2
Pferdekutschen klappern durch die Altstadt, Männer tragen das traditionelle Djellaba-Gewand mit Kapuze und an den Füssen vorne spitz zugehende Lederschlappen, überall werden Holzkarren mit dunkelroten Erdbeeren oder Eiern gezogen, frische Kräuter und Gemüse werden am Strassenrand feilgeboten. Das bunte Gewimmel unter der warmen Sonne mutet einem Märchen aus 1000 und einer Nacht an.
Wir sind schon früh auf den Beinen, um den Bahia-Palast, der einst den Wesir mit seinen Konkubinen beherbergte, zu besichtigen. Wir schauen uns den Harem an, das sind der Innhof und die Räume, die früher von den Frauen bewohnt wurden sowie den wunderschön angelegten Garten, in dem gelbe Blumen blühen. Überall sind Mosaiken und bunte Glasfenster, durch die die Sonne scheint und ihre Farben auf die Wände widerspiegelt.
I., die unbedingt ein Foto von mir machen möchte, verscheucht fuchtelnd einen Araber, damit er nicht mit aufs Bild kommt. Ich schaue ihn entschuldigend an und schäme mich fremd. Schon gestern habe ich gemerkt, dass I. mir gegenüber sehr freundlich und hilfsbereit ist, aber sich anderen gegenüber unverhältnismässig laut und ruppig verhält. Mich allerdings scheint die grauhaarige 76ig-Jährige in ihr Herz geschlossen zu haben, das sonst ihren vier Kindern, elf Enkeln und einem Urenkel gehört. Später wird sie sich lautstark mit einer anderen Dame streiten, worum es geht, weiss niemand so genau. Für morgen plant sie, einen anderen Platz im Bus einzunehmen. Das kann ja heiter werden.
Nach dem Palastbesuch schlendern wir durch die verwinkelten Gassen der Altstadt, lauschen Ahmeds Ausführungen unter dem Minarett der Koutoubia-Moschee, trinken Pfefferminztee und essen Mandelgebäck auf der Dachterasse einer Teestube und Gemüse-Tajine auf einer weiteren Dachterrasse. Störche sitzen auf den roten Dächern der Häuser, und am Horizont sind die schneebedeckten Berge des Atlasgebirges zu sehen. Dieses werden wir morgen überqueren.
Doch zunächst geht es in den Jardin Majorelle, der vom französischen Maler Jacques Majorelle gestaltet und später von Yves Saint Laurent gekauft und restauriert wurde. Mit U. und C. sitze ich unter Palmen und führe eine angeregte Unterhaltung, in der wir beschliessen, am Ende unserer Reise Anima, den Andre Heller-Garten, der etwas ausserhalb von Marrakesch liegt, zusammen zu erkundschaften.
Ein weiteres Highlight ist der Besuch eines Institutes für Naturmedizin; ein Apotheker erklärt uns zwischen unzähligen Dosen und Gläsern die Wirkung von Safran, Kreuzkümmel, Schwarzkümmel, Kurkuma und noch viel mehr, derweil wir wieder einen Tee (mit Safran!) offeriert bekommen und an diversen Curries und Gewürzen riechen. Ich verlasse diesen Laden mit einigen Muskatnüssen und einem Schwung Schwarzkümmel.
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