Was glücklich macht.

Wir tanzen. Die Masse bebt im Rhythmus der Musik, ein Meer aus Armen reckt sich in die Luft, das Licht, die Farben ändernd, wandert über die Musiker und das tanzende Publikum, das Leo, ein „Too many“ rufend, mit einem frenetischen „Zooz“ antwortet.

Rechts aus dem Augenwinkel sehe ich die circa 75-jährige Frau, die mit mir schon am Eingang gewartet hat und der man eigentlich einen Stuhl vorn an die Bühne gestellt hatte, lachen und tanzen. Daneben eine Gruppe punkiger Mädchen mit zerrissenen schwarzen Netzstrümpfen, kurzen Röcken, knappen Shirts, bunt gefärbten Haaren und wild geschminkt, etwas weiter links ein paar amerikanische Jungs in Jeans und T-Shirt, dann wieder ein paar ältere Jazz-Fans, rechts von mir ein Holländer mit Ohrstöpseln und starrem Blick auf die Bühne, ein anderer mit Glatze und begeistert lachend, links von mir ein sehr sympathisches Amsterdamer Pärchen, mit dem ich schon vor dem Konzert ins Gespräch gekommen bin; nun tanzen wir gemeinsam in der ersten Reihe direkt vor der Bühne, strahlen uns an und rufen uns zu, wie grandios dieser und jener Song ist, lachen über die Choreografie, die es überraschender- und stellenweise gibt und über Leos Gesangsversuche. Saxophon spielen kann er besser.

Ich bin glücklich, hier in Amsterdam nachts im Club, vor mir auf der Bühne die Band, die nicht nur musikalisch einfach grandios ist, sondern auch kommuniziert, wie dankbar sie ist, genau jetzt hier zu sein und das zu tun, wozu sie Lust haben: Live your life. Life is now.
Genau hierher passen die Statements, genau hierher zu dem Abend und der Band, die mich vor zwei Jahren per live-stream virtuell mit in die New Yorker U-Bahn genommen hat, wo sie Tag für Tag spielten und ich für einige Momente vergessen konnte, dass ich mit Fatigue und einer Strahlentherapie geschafft in der Wohnung lag. Und deren Konzertbesuch im August 2017 in Berlin, in einer Dienstag Nacht, mein erstes erklärtes Ziel war, was ich ansteuern würde, denn bis dahin wollte ich gesund sein.

Was für ein wilder, wunderbarer Abend, was für ein Glück, dabei sein zu dürfen.

9 Gedanken zu “16.05.2019

  1. Ich hab mir schon fast sowas gedacht, dass du deswegen nach Amsterdam gefahren bist! Hattest du Mal drüber geschrieben? Schön! Musik verbindet einfach und heilt und macht frei!

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