Unterwegs.

Ich mag es, mich auf das Schwimmen im Aussenbecken des öffentlichen Bades zu freuen, bei der U-Bahnstation an der Kirche auszusteigen, den mit hohen Bäumen gesäumten Weg zum Bad und an die Kasse zu gehen.

Ich mag es nicht, mich in der engen Umkleide umzuziehen (erst recht nicht im Winter), zu duschen und mich nass und fröstelnd auf den Weg ins Aussenbecken aufzumachen. Genauso wenig mag ich die ersten beiden Bahnen schwimmen, denn das Wasser ist kühl.

Aber dann mag ich es, die dritte Bahn zu schwimmen und die vierte und die fünfte und immer weiter, wenn ich mich an das kühle Wasser gewöhnt habe und im Bestfall noch eine Bahn ohne störende Kampfschwimmer oder tauchendes Walross gefunden habe.

Heute mag ich es sowieso, denn die Stimmung im Bad ist neu für mich: ich bin heute Abend direkt nach der Arbeit zum Schwimmen gegangen. Mittwochs ist jetzt mein flexibler Sport-Slot, da kann ich den Sport wählen, zu dem ich gerade Lust habe.

Die Lampen im Becken sind an, das Wasser leuchtet an einigen Stellen hellblau, um dann in ein schweres grau überzugehen, das sich mit der bleiernden Farbe des Himmels vermischt. Es regnet. Grey out statt white out.
Heute war ein ärgerlicher Arbeitstag. Es tut mir gut, jetzt meine Bahnen zu ziehen, hier draussen an der frischen Luft. Ich denke an das Gespräch mit M., einer Bekannten, mit der ich gestern beschlossen habe, im Frühling zusammen zum Stand Up Paddling auf die Alster zu gehen. Sie hat bereits einen Kurs absolviert, ich habe das noch nie gemacht, würde es aber zu gern mal ausprobieren. Das wäre eine perfekte Ergänzung meines Sportprogramms. Langsam wendet sich meine schlechte Laune.

Als ich vorhin im Bad angekommen bin, war das Innenbecken mit lauter kleinen quietschenden Kindern gefüllt. Als ich den Rückweg antrete, sind dort um die 50 Damen bei hämmernder Diskomusik mit Aquagymnastik beschäftigt. Sie hüpfen rhythmisch auf und ab und halten Gewichte mit ausgestreckten Armen über ihren Köpfen.

Ich dusche, klappe die hässliche turbanähnliche Badekappe über die Ohren und den Badeanzug nach unten, bevor ich mir das nasse Handtuch notdürftig um den Oberkörper wickele.
Vor der Dusche stoße ich mit J. zusammen, meinem französischen Mitstreiter der dienstäglichen Meditationsrunde. Er erkennt mich – und das sogar ohne Brille und im halbauf- und halbabgeklappten Bekleidungszustand. Wir umarmen uns, ich versuche dabei, das Handtuch festzuhalten, ich muss wirklich doof aussehen. Wir schreien uns etwas an, anders kann man sich bei dem Diskolärm nicht verständigen, er macht sich auf den Weg ins Aussenbecken, ich mache mich auf den Weg in die Kabine.

So doof siehste gar nicht aus, denke ich, als ich in den Spiegel der Umkleide gucke. Die Badekappe sitzt schief auf dem Kopf, Wassertropfen hängen an der Wange, aber ich habe eine ausgesprochen gesunde Gesichtsfarbe und schaue mir fröhlich entgegen. Nicht so, als hätte ich gerade einen ärgerlichen 9-stündigen Arbeitstag und 45 Minuten Schwimmen-im-Regen bestritten; ich sehe eher aus wie nach einem erholsamen Wellnesswochenende. Das ist gut, denke ich und mache mich auf den Weg nach Hause.

Erfolgreich umrunde ich Hürde 1 (Schokoriegelauslage an der Kasse des Supermarktes) und Hürde 2 (duftender Bonbonstand in der U-Bahnstation), packe in der Bahn die restliche Hälfte meines Quarkbrötchens aus und schaue aus dem Fenster, an dem der Regen runterrinnt. Mittlerweile bin ich so gut gelaunt, dass ich statt mit dem Bus zu fahren zu Fuß nach Hause marschiere.

Macht Sport glücklich? Ich denke ja. Bis auf die plank-challenge, die musste ich leider etwas nach unten korrigieren. 240-Sekunden-planks sind unrealistisch; ich bleibe zwischen 60 und 90 Sekunden hängen.
Wenn man sein Ziel nicht erreichen kann, muss man es korrigieren oder den Weg ändern: ich werde statt der 28 Tages-challenge die plank-challenge bis ans Ende des Jahres weiterführen; allerdings ohne Zeitdruck. Vielleicht erreiche ich dann die 240 Sekunden. Und wenn nicht, ist es auch ok.

 

7 Gedanken zu “06.03.2019

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