Unterwegs.

Irgendwann muß jeder gehen.
H., die kleine alte Dame mit den lachenden Augen, winkt mir zu. Sie möchte mit mir Federball spielen. Ein letztes Mal.

Dr. A. hat mir gerade überraschenderweise erklärt, daß eigentlich letzte Woche bereits mein Rezept und meine Reha-Stunden bei den Herzis abgelaufen seien. 46 der 50 Stunden habe ich eingelöst, die anderen Stunden sind verfallen, da ich irgendwo zwischen Antarktis und dem Everest anstatt in der kleinen muffigen Turnhalle in Eilbek rumgeturnt bin. Dr. A. ändert das Datum. Heute kann ich bleiben. Und mit H. Federball spielen.

Natürlich könne ich jederzeit wiederkommen, sei es mit Rezept oder mit Eintritt in den Turnverein. Ich möchte nicht in den Verein eintreten; er ist nicht bei mir in der Nähe, und ich muß immer zusätzliche Fahrkarten kaufen; außerdem neigt sich immer wieder etwas dem Ende zu. Auch wenn mich das Ende heute unerwartet trifft.

Ich wäre nicht ich, wenn ich nicht sofort umdenken und Alternativen planen würde. Ich erzähle Dr. A., daß ich den Mittwochabend für eine zusätzliche Schwimmeinheit nutzen werde. Oder zum Taiji-Training gehe. Oder es im Frühjahr mit joggen versuche. Oder zuhause Gymnastik mache. Jedenfalls wird es am Mittwoch weiterhin Sport für mich geben.
Sie mache sich überhaupt keine Sorgen um mich, sagt Dr. A. Sie erinnert sich an die Österreicherin, die zweite Krebs-Patientin neben mir in der Herzgruppe, die nach ein paar Wochen hingeworfen hat; keine Zeit für Sport, zuviel Stress bei der Arbeit. Prädestiniert für einen Rückfall, meint Dr. A. Das kenne sie schon, auch von den Herzis.

M. und B. sind geschockt, wir tauschen Adressen aus. Ob sie die auch an B., die heute nicht da ist, weitergeben dürften? Und ob ich trotzdem zu unserem Weihnachtstreffen im Winter kommen könnte? Auch T. schaut irritiert, als ich mich verabschiede. Das Ganze ist doch etwas spontan.

Ich bahne mir meinen Weg durch die fechtenden Kinder, winke H. vor der Tür der alten Halle noch einmal zu und mache mich durch den Regen auf den Heimweg.

Irgendwann muß jeder gehen. Heute gehe ich.
Vermissen werde ich sie, meine Herzis.

9 Gedanken zu “06.02.2019

  1. Falls dich der Gedanke ans Laufen noch abschreckt, kann ich dir die Couch to 5k (C25K) Methode sehr ans Herz legen. Ich konnte letztes Jahr im Juni maximal 60 Sekunden laufen und habe besagtes Programm gestartet. Im November habe ich dann schon den ersten 10 km Lauf meines Lebens gemeistert in etwas ueber einer Stunde und ich habe tatsaechlich Spass am Laufen.
    Viele Gruesse!

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    1. lieben Dank für den Tipp! Ich muss mal wieder testen, ob das geht – ich hab eine gecrashte und operierte Bandscheibe und Asphalt vor der Tür – das ist nicht optimal. Aber ich werde es mal testen 🙂

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    2. Dann waere das Programm vielleicht sogar gut dafuer, es ganz langsam angehen zu lassen. Es wechselt zwischen Laufen und Gehen und versucht einer Ueberlastung vorzubeugen. Ich habe mir eine App geholt und eine Art elastischen Laufguertel, wo ich Handy und Schluessel reinstecke. Das Handy sagt einfach laut an, wenn ich laufen oder gehen soll und ausserdem, wann Halbzeit ist und ich umdrehe. 🙂 Auf diese Art muss ich gar nichts vorbereiten und kann direkt von der Haustuer aus Sport machen ohne erst irgendwo hinzufahren oder staendig auf die Uhr zu schauen.

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