Unterwegs.
Ich sei mir nicht sicher, ob er sich an mich erinnern könne, aber er habe mir vor knapp einem Jahr das Leben gerettet. Prof. Dr. M. kommt strahlend auf mich zu und gibt mir die Hand. Natürlich könne er sich an mich erinnern, antwortet er. Und er hätte ja nur etwas geholfen, mein Leben zu retten. Ich sähe gut aus, fügt er hinzu und schaut mich an. Ich erzähle ihm von meinen Lebens-Optimierungsmaßnahmen, der Ernährungsumstellung, dem Sportprogramm und der Arbeitszeitreduzierung. Sie werden gesund bleiben, meint er. Ich freue mich. Wir unterhalten uns noch etwas, und zum Abschied sagt Prof. Dr. M., dass ich, sollte etwas sein, mich jederzeit bei ihm melden könne.
U., meine Schwester im Herzen, die ich in der Reha kennen gelernt habe, und ich sind heute beim Informationstag Brustkrebs Hamburg 2018, der von unserem Krankenhaus veranstaltet wird. Mit circa 350 Patientinnen, Angehörigen und Interessierten hören wir uns Vorträge an: über Brustkrebs und Vererbung, die Bedeutung der Pathologie, Haarschonung unter Chemotherapie, neue Therapiekonzepte und über Nachsorge. Es ist sehr interessant, auch wohin die Therapien der Zukunft gehen werden: weg von Operationen, hin zu Chemo und medikamentöser Behandlung. U. und ich sind da allerdings derselben Meinung: wir würden uns ohne zu Zögern wieder operieren lassen, wenn wir dadurch eine Chemo umgehen können. Aber ich bleibe ja gesund, denke ich. Auch wenn Prof. Dr. M. kein Wahrsager ist, glaube ich seinen Worten. So wie ich damals auch seinem Versprechen geglaubt habe, „dass wir das hinkriegen“. Und er sein Versprechen gehalten hat.
Danach gehen U. und ich im Grindelviertel vietnamesisch essen und gönnen uns noch einen Tee in dem Café, in dem sie sonst arbeitet. Sie erzählt mir vom Qi Gong, mit dem sie wieder gestartet-, und einer Tanzgruppe, der sie beigetreten ist. Ich erzähle von meinen Herzis und unseren Federball- und Tischtennisspielen. Das könnten wir doch auch mal machen, wenn es wärmer wird, schlägt U. vor. Im Innocentiapark gebe es Tischtennisplatten, und Platz für Federball sei dort auch. Sehr gerne, antworte ich und freue mich auf den Frühling.
Auf die OP zu verzichten ist tatsächlich zukunftsweisend. Durch die richtige Chemo kann so ein Tumor und seine Brüder und Schwestern, die sich bereits durch den Blutkreislauf in alle möglichen Ecken und Winkel des Körpers verteilt haben könnten, nämlich sehr effektiv attackiert werden. Die Standard-Chemos sind häufig nicht spezifisch genugund werden nach dem Gießkannenprinzip und den Leitlinien folgend angewandt. An Testmethoden müssen die Forscher arbeiten, um herauszufinden, welche Therapie für jeden Patienten/Tumor am wirksamsten ist. Das kann eine Chemo sein, Antikörperinfusionen oder Immuntherapie, Hauptsache „targeted“, also zielgerichtet.
Aus Erfahrung kann ich berichten, dass die OP der mit Abstand harmloseste Teil meiner Therapie war. Krass waren Chemo plus Antikörper-Doppelblockade, aber danach war von dem Tumor auch nix mehr übrig, die Therapie also sehr wirksam.
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Wie gut, dass du eine 🏸-Partnerin gefunden hast!
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fand die OP, auch wenn‘s beidseitig war, auch nicht so schlimm. 3 Narben, 5 Lymphknoten weniger, aber ok. Die Strahlentherapie fand ich anstrengender (Schmerzen, Fatigue, Konzentrationsmangel). Und Tamoxifen ist auch ok. Mir hat es vor ner Chemo gegraut, da bin ich aber zum Glück drumherum gekommen.
Ja, freue mich auch, dass meine liebe Mitstreiterin Lust auf Federball und Tischtennis hat 😊
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Oha, beidseitig! Hast du die Knoten selbst entdeckt?
Eine Bekannte kam auch um die Chemo herum, sie hatte ein DCIS.
Und meine Mutter hatte einen großen Tumor, aber sie hatte nur eine OP (Mastektomie) und weder Chemo noch Strahlentherapie. Sie war bei der Diagnose fast 80, die Chemo hätte sie wahrscheinlich gar nicht überlebt.
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yup, selbst entdeckt. wurde deshalb – und weil eine Tante an BK gestorben ist, humangenetisch abgeklärt; da die Hauptgene BRCA1 und 2 nicht defekt waren, wurde nicht amputiert. Hatte dem sofort zugestimmt, ich wollte nur nicht sterben.
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aber ein anderes defektes Gen wurde ausgemacht, deshalb nun alle zwei Jahre zur Darmspiegelung.
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