Unterwegs.
Wir könnten ja schon mal pulsen, schlägt einer der Herzis vor. Und wir machen einfach ganz langsam, füge ich hinzu.
Sechs Herzis, eine Trainerin und ich – Frau Dr. A. ist nicht in Sicht. Und ohne ärztliche Aufsicht dürfen wir nicht mit dem Sport anfangen. Da sei schon so einiges passiert, erklärt die Trainerin und schaut mich an. Die Worte hängen in der Luft, was genau schon so passiert ist, will ich lieber gar nicht wissen. Da sie mir letzte Woche von ihren Sportstunden mit den Kindern vorgeschwärmt hat, die ein „lebendiges“ Kontrastprogramm zum Sport mit den Herzis sind, ahne ich düsteres. Und umsonst steht die Erste-Hilfe-Box samt Defibrillator auch nicht in der Halle.
Zum Glück weht Dr. A. im pinken Trenchcoat um die Ecke, die langen Haare wie immer offen und zerzaust. Wir können starten.
Nach Pulsen – das ich noch immer nicht durchschaut habe – und Aufwärmen zu Walzerklängen stehen wir uns paarweise zum Ringwerfen gegenüber. Mein Partner ist M., bei dem ich jede Woche Angst habe, dass er umkippt. Falsch liege ich damit nicht, er sitzt meistens schnaufend auf der Bank. Auch jetzt schnauft er wieder, während wir uns mehr schlecht als recht die Ringe zuwerfen. Ein Ring trifft mich unglücklich am Mittelfinger, irgendeine Ader platzt, die Fingerspitze wird dick, blau und heiss. Kampfverletzung, rufe ich M. zu und halte den Finger in die Luft. Ob ich mich setzen möchte, schnauft M. und schaut hoffnungsvoll. Ich zerstöre seine Hoffnung sofort. Wir machen weiter, ist nur ein Finger, nicht so schlimm, rufe ich wieder. Ich halte den Finger auch nicht Frau Dr. A. unter die Nase, mich ärgert ja schon, dass ich bei Streckübungen immer unter Sonderbewachung stehe. Und schon ertönt ein „Aber C. muss aufpassen“ zu mir herüber.
Morgen ist wieder Gerätetrainung im Reha-Zentrum. Ohne Pulsen, ohne strenge Überwachung und ohne Walzerklänge. Und ohne blauen Finger.