Im Büro.

 

Drop the thought! Lass den Gedanken fallen! Sobald dich etwas im Job oder sonst wo plagt, lass den Gedanken einfach fallen. Kaue nicht auf ihm herum, denn nur so erlöst du ihn.
Dalai Lama/Hape Kerkeling „Ich bin dann mal weg“

Dann mal los, sage ich zu mir selbst und öffne die Haustür. In Bluse, Blazer, Jeans und mit Handtasche über der Schulter mache ich mich auf den Weg zur Bushaltestelle. Mein erster Arbeitstag steht an – gestern war ich noch zum Schwimmen und zur Meditation, um optimal auf die Wende  vorbereitet zu sein. Es werden nur zwei Stunden sein, die ich im Büro verbringe – die Anzahl der Stunden wird sich über den Monat erhöhen, bis ich – so der Plan – im September wieder voll im Einsatz bin. Allerdings dann ohne Überstunden, die sind für Schwerstbehinderte in Deutschland verboten.

Der Bus fährt durch die Hamburger Innenstadt, es ist kurz nach Acht, die Geschäftsstraßen sind noch leer. Die Büroräume betrete ich durch den Hintereingang, ich möchte nach meiner Zeit im off nicht als erstes auf eine leere Rezeption treffen, an der du, liebe T., nicht mehr sitzt. Ich male mir trotzdem aus, dass du mich mit warmen Worten und einer festen Umarmung begrüsst hättest. Ich biege als erstes in die Küche ab, hole mir ein Glas Wasser und starte meinen Weg durch die Gänge. Meine Kollegen freuen sich, mich wieder zu sehen, einige umarmen mich.  Ich öffne die Tür zu meinem Büro, statt eines befürchteten Chaos leuchtet mir eine Light-Box mit Willkommensgruß entgegen, Blumen, Bonbons und eine Karte vervollständigen die Deko auf meinem Schreibtisch. Ich freue mich.

Nachdem ich meine Post sortiert und die ersten Infos eingeholt habe, gehe ich zurück in die IT-Abteilung, ich habe mein Passwort für den Computer vergessen. Der Kollege lacht. Der PC ist langsam, er lädt die tausenden emails, die sich über die letzten Monate angesammelt haben. Ich schaffe es mit Müh und Not, ein email an den Vorgesetzten auf Zypern mit Betreff „hello again“ zu versenden und einen Wink-Smiley via Skype an meinen Grafiker zu schicken (darauf habe er sich schon so lange gefreut, so die postwendende Antwort), bevor der PC ins Stocken gerät, 2.100 emails hat er bereits hochgeladen. Die nächsten tausender warte ich nicht mehr ab.

Ich rufe R. auf Zypern an, der meine Abteilung kommissarisch während meiner Abwesenheit übernommen hat. Er klingt erleichtert, als er meine Stimme hört. Auch dass er die nächsten Wochen weiter an „meinen“ Themen arbeiten wird, bringt ihn nicht mehr aus der Fassung, wir vereinbaren, dass ich einzelne Projekte in den nächsten Wochen übernehme, die ich in meiner verkürzten Arbeitszeit angehen kann.

Gegen Mittag verlasse ich das Büro, kaufe mir einen Salat und Himbeeren und gehe nach Hause. Der Nachmittag ist für mein Sportprogramm reserviert.

8 Gedanken zu “02.08.2017

  1. Es ist so schön, wenn dir Wärme und Liebe bei der Wiederkehr ins alte Büro entgegen fliegt – ich freue mich mit dir!

    Ich kann dir nur sagen, geh‘ es langsam an. Wenn du schon von »Müh und Not« schreibst, dann ist es sicher auch kein Problem, wenn du erst im Oktober wieder Vollzeit arbeitest … 😉

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  2. lieben Dank 🙂 Das „mit Müh und Not“ bezog sich auf den sehr langsamen PC, nicht auf meine mentale Verfassung, ein email zu versenden. Aber werde mich genau beobachten, wie ich die nächsten Tage/Wochen klar komme.
    Viele liebe Grüße nach Wien (Traumstadt!)

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