Briefwechsel mit T.
Du: Hallo C., habe die OP gut überstanden und bin nur noch müde müde müde.
Ich: Oh wie schön, hab‘ an Dich gedacht! Morgen bist du schon wieder munterer! Hoffe, Dich bald wieder zu sehen. Und die Schmerzen werden langsam weniger, ist bei mir auch so…irgendwann sind wir wieder fit.
Du: Das ist richtig. Irgendwann sind wir wieder richtig fit.
Ich: Dann hast Du ja erstmal ne Woche Pause – mach da aber bitte nichts im Garten, Küche etc. Und lass Dir genügend Thrombose-Spritzen mitgeben! Das schaffst Du. Und Reha mach bloss stationär, nicht ambulant. Gleich kommt mein Taxi und fährt mich wieder zur Therapie. Danach liege ich auch wieder flach…
Du: Ich möchte einfach wieder nur fit werden und nicht jedesmal, wenn ich mir eine Tasse Tee mache, mich zehn Minuten hinsetzen müssen, weil ich pumpe wie ein junger Maikäfer.
Aber das wird schon werden über kurz oder lang.
Ich versuche einfach nicht aufzugeben und immer positiv zu denken.
Meine Kur bzw. meine Reha beginnt am 18.07. Ich weiß aber auch nicht, wie ich meinen Körper fit bekommen soll, wenn ich nach der kleinsten Anstrengung schon so aus der Puste bin.
Da ist mein Leben von der einen zur anderen Sekunde komplett auf den Kopf gestellt worden.
Ich: Wir müssen geduldig sein…
Ich: Weisst du was? Wir LEBEN. Das ist die Hauptsache. Dafür bin ich sehr dankbar.
Du: Da muss ich dir mal völlig recht geben.
Und wenn ich ehrlich bin, wir haben das schon nicht einfach, aber es gibt mit Sicherheit Leute, denen geht es noch wesentlich schlimmer als uns.
Das ist zwar auch kein Trost, aber im Gegensatz zu den Menschen sind wir noch relativ gut dran. Also immer Kopf hoch.
Ich: Das sehe ich hier auch in der Reha – hätte schlimmer werden können. Ist aber auch eine Willens-und Einstellungssache – ich bin sehr positiv. Viele andere sind zerbrochen und grau. Habe das auch schon mit der Psychologin hier erörtert.
Du: Ich drücke Dich ganz doll aus der Ferne.
(Auszüge)
Liebe T.,
gestern bist Du gegangen. Ich bin fassungslos und unendlich traurig. Du warst so stark und positiv und wolltest es schaffen. Aber das, was Dich die letzten zwei Monate getroffen hat, war zuviel, selbst für jemanden wie Dich. Ich habe so gehofft, dass wir unser gemeinsames Ziel erreichen und nach der Arbeit wieder durch die Hamburger Parks spazieren. Ich habe für Dich gebetet, ich habe auf Dich und das Leben getrunken. Beides hat nicht geholfen.
Ich bin Atheist, aber seit gestern schaue ich dauernd in den Himmel, der so blau leuchtet wie Deine Augen und denke an Dich. Ich bin sicher, dass Du irgendwo da oben bist und jetzt die Legendären fängst. Deine letzten Worte haben nun eine ganz neue Bedeutung bekommen: Ich drücke Dich ganz doll aus der Ferne.
Ich vermisse Dich.
Ich bin einfach nur betroffen.
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;-(
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Die einleitende Korrespondenz ist geprägt von einer wundervollen Stärke und Gelassenheit. Dein Abschied macht unter diesen Zeilen unfassbar traurig.
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Ich bin auch sehr traurig, dass sie gegangen ist. Ich habe selten einen so starken, positiven, lieben und selbstlosen Menschen gekannt. Kaum war ich krankgeschrieben, stand sie abends vor meiner Haustür um zu sagen, dass sie da ist, wenn ich Hilfe bräuchte. 😢Aber das in-den-Himmel-lächeln hilft. Wenn er blau ist.
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Es ist echt immer nur das real, was wir mit unseren Augen sehen. Der Himmel ist auch hinter den Wolken blau und sonnig und wunderbar.
Obwohl ich deine Freundin T. nicht kenne, ist es sehr schön über sie zu hören, dass sie trotz ihres Schicksals zeitlebens so viel gegeben hat.
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