Im Sanatorium. Tag 19
Der Tag beginnt harmlos…
08:30 Ärztliche Wiedervorstellung
09:00 Ergometrie (Radfahren)
10:00 Wirbelsäulengymnastik
11:00 Onko-Kurs in der Lehrküche (wir mixen Smoothies)
12:00 Mittagessen
13:30 Aqua-Fit
…um dann mit dem Tages-Highlight „Rezepteinlösung im Orthopädischen Geschäft“ zu enden.
Nachdem ich im Krankenhaus mit meiner Mitstreiterin über die schrecklichen medizinischen BH’s gelästert und bei der Reha im BH-Seminar dieselben wortlos an meine Sitznachbarin I. weitergegeben habe, bekomme ich jetzt die Quittung beziehungsweise ein Rezept über zwei medizinische BH’s, die gut für den Lymphfluss sein sollen und ich ein kleines Brustödem habe.
Mir schwant Schreckliches, mein Stimmungsbarometer steht auf Krawall, als ich den Laden für Orthopädie betrete. In fünf Minuten seien wir hier durch, so mein Intro, 70A, weiße Baumwolle, sportlich, kein Schnickschnack, ganz simpel. 45 Minuten später habe ich den Termin dreimal fast abgebrochen, wir wälzen uns durch Kataloge mit Gesundheits-BH’s und wühlen uns durch Kartons mit den hässlichsten BH-Modellen, die ich je gesehen habe. Mir passt keiner, weder von der Optik noch von der Größe. Da die Verkäuferin geduldig mit mir ist, probiere ich einen BH an, natürlich zu groß, zu beige, zu glänzend, zuviel Spitzenbesatz und so gar nicht das, was ich klar im Briefing kommuniziert habe. Am Ende und des lieben Friedens willen, bestellen wir ein Modell aus dem Katalog, das nächsten Montag geliefert wird, ein „femininer BH speziell für kleine Büsten in edlem Dessin“. Er heisst Bianca. Weiß ist er zumindestens, der BH.