Unterwegs.

I travel because I like to move from place to place, I enjoy the sense of freedom it gives me, it pleases me to be rid of ties, responsibilities, duties, I like the unknown; I am often tired of myself and I have a notion that by travel I can add to my personality and so change myself a little. I do not bring back from the journey quite the same self that I took.
W. Somerset Maugham

Es ist kalt und stürmisch, die Wellen ragen dunkelgrau über der Nordsee auf, brechen mit einem gewaltigen Tosen, die salzige Gischt fliegt mir ins Gesicht, während ich am Nordsee-Strand entlang wandere. Ich fühle mich frei. Und glücklich.

Es hat mich nicht gestört, dass die Bahn in Hamburg mit Verspätung losfuhr, es hat mich nicht gestört, dass der Kellner mir im Restaurant einen anderen Tisch zuwies, weil der ursprünglich eingenommene Platz reserviert war, und auch für das Problem mit dem Badeanzug, mit dem ich eigentlich in den Hotelpool wollte und den ich auf der Haut nicht ertragen kann, finde ich eine Lösung: ich setze mich im Bademantel an den Beckenrand und lasse einfach die Beine ins Wasser baumeln. Alles ist gut.

Mein Hotelzimmer ist wundervoll, es liegt unter dem Dach und hat schräge Decken, das Sonnenlicht flutet durch Bad und Schlafzimmer, das Boxspringbett hat eine perfekte Matratze, es gibt sogar ein Obstkörbchen und eine Minibar mit Gratis-Getränken. Wenn ich aus dem kleineren Fenster schaue, sehe ich das Meer.  Es ist so nah.

Am Bahnhof warte ich auf den Bus, der mich nach List, ganz in den Norden von Sylt, bringen soll. Da als erstes ein Bus nach Hörnum fährt, ändere ich kurzerhand meinen Plan und springe hinein; auf geht es in den Südteil der Insel. Flexibilität kann ich.

Ich schaue aus dem Fenster, sehe Dünenlandschaften und reetdachgedeckte Häuschen an mir vorbeirauschen, ich sehe mein Spiegelbild, das mir zulächelt. Ich lächele zurück.

Hörnum ist langweilig, der Hafen klein, ich wandere etwas unentschlossen am Meer entlang, dann steige wieder in den Bus. Nach der Hälfte der Strecke steige ich aus, links und rechts sind Dünen, hinter einer liegt die Sansibar. Das Ziel gefällt mir, ich marschiere bergauf und bergab, um mich dann vor der Sansibar auf einer Holzbank niederzulassen, das Gesicht in der Sonne, ein Glas Prosecco in der Hand. Es ist 11.00 Uhr morgens, ich bin bestens gelaunt.

Wieder zurück in Westerland, beschliesse ich, den Mittagsschlaf, den ich eigentlich eingeplant hatte, ausfallen zu lassen, nun geht es weiter nach Kampen und List. Der Bus ist voller Schulkinder, das Leben tobt. Nachdem auch List etwas enttäuschend ist, fahre ich wieder zurück. Ich habe Zeit, ich kann machen was ich möchte. Ich bummle durch die Friedrichstraße, gehe in Geschäfte, probiere Hosen und Schuhe an, esse etwas kleines zu (Nach)Mittag, bevor ich mich im Hotel für den nächsten Strandspaziergang umziehe. Unterwegs entdecke ich ein schönes Restaurant mit Blick auf’s Meer, ich beschliesse, dort zu Abend zu essen, gehe zurück ins Hotel, ziehe mich wieder um, bevor es zum Dinner geht. Ich sitze auf der Terrasse des Restaurants, es ist kühl aber sonnig, die untergehende Sonne spielt mit den Wolken, ich freue mich über den sehr leckeren Salat mit gratiniertem Ziegenkäse.

Auch am nächsten Tag gehe ich lange am Strand spazieren, der Wind hat sich gelegt, die Sonne strahlt, die Strandkörbe füllen sich mit Badegästen.
Ich bin ganz bei mir und gleichzeitig Teil des ganzen fröhlichen Trubels, der das Drama der letzten Wochen verdrängt.

4 Gedanken zu “03.06.2017

    1. Danke Dir! Ein Kurzurlaub (waren ja nur 2 Nächte) bewirkt Wunder 🙂 Ich hoffe, dass es Dir auch wieder etwas besser geht? Habe mir nach Deinem letzten Blog-Eintrag etwas Sorgen gemacht. Ganz liebe Grüße aus Hamburg

      Gefällt 3 Personen

    2. Ich bin im Moment ein bisschen am Kämpfen, aber es wird schon wieder, brauchst dir keine Sorgen zu machen. Ich bin froh, dass du die Zeit geniessen konntest!

      Gefällt 2 Personen

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